Gewinner-Duo: Ingenieurwesen plus BWL

Anna Lenja Hartfiel - 02.02.2018

Ingenieure Weiterbildung BWL

Ohne BWL-Kenntnisse als Ingenieur Karriere machen? Gar nicht so leicht. | Foto: JumlongCh/Thinkstock

Aufstiegschancen? Fehlanzeige!

Die Arbeitslosenquote bei Akademikern ist verschwindend gering. Doch obwohl Ingenieure oft schon ein Jobangebot haben, bevor sie die Uni verlassen, gehen bei Wirtschaftswissenschaftlern einige Monate und zweistelligen Bewerbungszahlen ins Land, bevor sie unterkommen. Im Laufe der Berufsjahre dreht sich das Bild: Während BWLer schnell aufsteigen, bleiben Ingenieure häufig auf ihrem Einsteigerposten. Weiterentwicklung: Auf jeden Fall. Aufstieg: Fehlanzeige

Wer wirklich nach oben klettern möchte, der sollte also auf die Gewinner-Kombination aus Technik und Wirtschafslehre setzen. Personaldienstleister melden, dass Ingenieure mit BWL-Weiterbildung bis zu 15.000 Euro im Jahr dazuverdienen können. Aber nur, wenn sie sich mit der Zusatzqualifikation firmenintern oder auf dem freien Arbeitsmarkt auf neue Jobs bewerben. Ob die Weiterbildung per Studium an der Hochschule stattfindet, oder einen Fachwirt bei der IHK beinhaltet, sei dabei Nebensache.

Aller guten Dinge sind drei

Björn Lamprecht war mit seinem Diplom als Maschinenbau-Ingenieur Fachrichtung Produktionstechnik nicht zufrieden. Es folgte direkt im Anschluss ein zweites Studium im Bereich des allgemeinen Maschinenbaus. Danach reichte es dem Kirchheimer immer noch nicht: "Ich fühlte mich zu einseitig aufgestellt und wollte nun die Betriebswirtschaft nachholen", sagt der heute 52-Jährige Hochschulabsolvent mit zusätzlichem Abschluss als Wirtschaftsingenieur. Seine Eltern haben ihn in diesem Wunsch unterstützt. Mit 27 Jahren hatte er die drei Studiengänge und den Wehrdienst abgeschlossen und startete gut gerüstet ins Berufsleben.

Der heutige Geschäftsführer des Solarunternehmens Goldbeck Solar glaubt, dass er sich mit der Kombination aus technischem Verständnis und betriebswirtschaftlichem Denken leichter getan hat, sich beruflich zu entwickeln, als ohne. "Ich kann an technische Sachverhalte in der Rolle eines Controllers ein Preisschild hängen", erzählt Lamprecht von den Momenten, in denen er für seine ausgedehnte Hochschulzeit dankbar ist. Dennoch seien ein, zwei Studiengänge, oder drei, nicht ausschlaggebend für seinen Posten als Chef von 80 Mitarbeitern. "Es geht mehr um gesunden Menschenverstand, Neugier, Willen und Instinkt." Sein tägliches Geschäft: Kundenorientiert auf dem Solarmarkt zu agieren und für die nötige technische Qualität zu sorgen. Grundwissen und Berufserfahrung helfen ihm im Alltag, die richtigen Fragen zu stellen und vorhandene Prozesse sukzessive zu verbessern. Auch seine Mitarbeiter unterstützt der Unternehmer heute dabei, ihr BWL-Wissen zu vertiefen. "Nur wer über ein fundamentales Wissen verfügt, kann Strukturen vollumfänglich hinterfragen und mit neuen Ideen zielgerichtete Impulse setzen."

Björn Lamprecht

Mehmet Soysal

Technische BWL: The best of both worlds

Einmal Chef eines kleineren Unternehmens zu sein, das kann sich Mehmet Soysal ebenfalls vorstellen. "Aber nur, wenn die Work-Life-Balance stimmt", schmunzelt der 22-jährige Masterstudent. Die Grundlagen für seine Aufstiegsmöglichkeiten setzte er an der Uni Stuttgart mit einem Bachelor der technischen BWL. "Das waren etwa drei Viertel Betriebswirtschaft und ein Viertel Technik", fasst Soysal zusammen. Dass die Kombination für ihn stimmt, konnte er in den vergangenen Jahren als Werkstudent bei Festo, für die er auch im Ausland war, ausprobieren.

"Das von uns eingesetzte Material soll weltweit hohe Anforderungen erfüllen und gleichzeitig einen möglichst geringen Aufwand vor Ort erfordern, sodass administrative Kosten im Rahmen bleiben. Hier sind weltweit hohe Einsparpotenziale möglich", sagt der Masterstudent, der zeitgleich bei Festo beschäftigt ist.

Den Master macht er, weil er glaubt, dass ihm der Titel für seinen späteren Karriereweg helfen wird. "Inhaltlich ist der Unterschied gar nicht mehr so groß", sagt Soysal, der Problemstellungen gerne analytisch angeht. Mit der Studium der Technischen BWL hat Soysal für sich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Technische Produkte zu verstehen und sie betriebswirtschaftlich einzuordnen fällt ihm heute deutlich leichter. "Ingenieure und Betriebswirte sprechen manchmal verschiedene Sprachen. Ich sehe mich da als Vermittler, der beide Seiten versteht."

Mit "Training on the Job" zum Erfolg

Viele Parteien zusammenbringen muss auch Torsten Volkmann. Er schloss Maschinenbau am heutigen KIT in Karlsruhe mit einem Diplom ab. Für seinen heutigen Job als Prokurist beim Unternehmensberater Spitzmüller AG muss er sich in die verschiedensten Investitionsprojekte von mittelständischen Unternehmen hineindenken. "Es heißt dann, die Ideen von mittelständischen Firmen auf ihre Fördertauglichkeit zu prüfen und entsprechende technische und kaufmännische Unterlagen zu erstellen", sagt der 46-Jährige. Die unternehmerischen Kenntnisse bezog Volkmann aus einem "Training on the Job". Mit einem Mentorenprogramm gelang dem Diplom-Absolventen der Berufseinstieg, interne Weiterbildungen halfen dabei, Zielkosten zu erfassen, Bilanzen zu lesen und Projekte zu managen.

"Bis heute schließen wir die betriebswirtschaftlichen Lücken unserer neuen Mitarbeiter gezielt durch mannigfaltige Unterstützung und mit der täglichen Praxis", sagt die Führungskraft. Für die Arbeit in seinem Unternehmen brauche es zwar ein fundiertes Fachwissen, das die meisten der 40 Angestellten aus ihrem Studium mitbringen. Aber die täglichen Aufgaben zu erfüllen, lerne man eben nur bei der praktischen Arbeit.

Torsten Volkmann

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