Dozententätigkeit: Wer ist hier eigentlich wer?

Jennifer Schreder - 12.07.2018

Dozententätigkeit

Seminare zu halten, gehört zu den Aufgaben eines Dozenten. | Foto: monkeybusinessimages/Getty Images

Dozent ist nicht gleich Dozent!

Aus dem Uni-Alltag sind sie nicht wegzudenken: Dozenten. Aber aufgepasst: Dozent ist nicht immer gleich Dozent. Die Dozententätigkeit ist ein Sammelbecken verschiedener Berufsgruppen. Die meisten Dozenten arbeiten zwar an Universitäten und (Fach-)hochschulen, antreffen tut man sie aber auch in der freien Wirtschaft, z.B. an Volkshochschulen und vergleichbaren Weiterbildungsanbietern. Ihre Lehrrechte und -pflichten unterscheiden sich dabei von Fach zu Fach, von Hochschule zu Hochschule und von Bundesland zu Bundesland. 

Dozententätigkeit im Überblick

Im Regelfall duchläuft man im Laufe einer wissenschaftlichen Karriere folgende Karrierestufen

  • Promotion
  • Habilitation/Juniorprofessur
  • Lehrauftrag als Privatdozent
  • Berufung als Professor an einen Lehrstuhl

Wissenschaftlicher Mitarbeiter (WiMi) – aller Anfang ist schwer

Die wohl bekannteste Berufsgruppe, die unter die Bezeichnung des Dozenten fällt, ist der Wissenschaftliche Mitarbeiter, kurz WiMi. Seine Aufgabe besteht darin dem jeweiligen Lehrstuhlinhaber zuzuarbeiten, und die Administration des Lehrstuhls mitzutragen. Außerdem ist ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter in die Lehrpflicht eingebunden, will heißen, er gibt Seminare und Sprechstunden in seinem Fachbereich und unterstützt den für ihn zuständigen Professor bei dessen Lehrveranstaltungen. Die wissenschaftliche Forschung und das Schreiben von Texten für wissenschaftliche Fachzeitschriften gehören natürlich ebenfalls zu den Tätigkeiten eines WiMis. Voraussetzung um als Wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeiten zu dürfen ist ein abgeschlossenes Masterstudium. Gerne gesehen ist eine vorherige Anstellung als studentische Hilfskraft in dem entsprechenden Fachbereich.

Häufig in der Kritik steht das Gehalt von Wissenschaftlichen Mitarbeiterm. Als WiMi wird man zwar nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TV-L) nach der Besoldungsgruppe E13 bezahlt, allerdings sind die angebotenen Stellen oft nur auf Teilzeit, also 50 Prozent, ausgeschrieben. Das Einstiegsgehalt eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters liegt unter diesen Voraussetzungen also bei 1.719,14 Euro. Klingt erstmal nicht wenig. oder?

Ist man Doktorand und schreibt im Rahmen seiner Tätigkeit noch an einer Promotionsarbeit sieht das jedoch anders aus. Denn auch wenn man ausreichend Zeit, wird diese zusätzliche Forschungsarbeit quasi nicht entlohnt und im Grunde in der Freizeit erledigt. Bedeutet: ein Vollzeitjob mit Teilzeitgehalt. Ein Vertrag als Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist darüber hinaus meist zunächst auf drei Jahre befristet, was für viele gerade gegen Ende Ihrer Promotion zusätzlichen Druck schafft, denn die dauert durchschnittlich etwa vier Jahre.

In Baden-Württemberg bezeichnet man den Wissenschaftlichen Mitarbeiter übrigens als Akademischen Mitarbeiter.

Doktorand – WiMi 2.0

Doktoranden oder auch Promovenden arbeiten, wie der Name schon sagt, an ihrer Promotion. Da die meisten Doktoranden an einer Universität oder Graduiertenschule promovieren, arbeiten sie häufig als Wissenschaftliche Mitarbeiter am entsprechenden Lehrstuhl. Betreut werden Sie von einem Doktorvater oder einer Doktormutter. Das sind meist die Professoren, die Inhaber des Lehrstuhls sind, an dem die Doktoranden ihre Dissertation schreiben und dafür forschen.  
Neben dem eher klassischen Weg einer internen Promotion an einem Lehrstuhl, gibt es die Möglichkeit in einem Unternehmen, quasi neben dem Beruf zu promovieren: In diesem Fall finanziert man sich über seinen Full-Time-Job und schreibt seine Dissertation nebenbei. Für beide Optionen besteht zudem die Möglichkeit sich für Promotionsstipendien zu bewerben.

Wichtige Soft Skills, die man als Doktorand mitbringen sollte, sind vor allem Durchhaltevermögen und eine hohe Frustrationstoleranz. Denn auch wenn die eigentliche Hauptaufgabe als Promovend darin besteht die eigene Dissertation zu verfassen, bleibt dafür in der eigenen Freizeit oft nur wenig Zeit. Eigenmotivation und Selbstorganisation sind daher ebenso Pflichtprogramm.

Nach der Promotion bleiben viele Doktoranden ihrem Institut als Wissenschaftler erhalten. Die sogenannten "Postdocs" – also Postdoktoranden – sind oft nur befristet angestellt und ihr Vertrag läuft lediglich ein Jahr oder noch kürzer. Eine planbare Karriere ist bei diesen mäßigen Aussichten auf dem Arbeitsmarkt nicht gegeben.

Wissenschaftlicher Assistent

Die Bezeichnung des Wissenschaftlichen Assistenten wurde zum 01. Januar 2005 abgeschafft. Als Wissenschaftliche Assistenten galten wissenschaftliche Mitarbeiter, die an einem Lehrstuhl befristet verbeamtet oder angestellt waren, und deren Tätigkeit eine weitere wissenschaftliche Qualifikation, in der Regel die Qualifizierung für eine Professur vorsahen. Zur Ablösung wurde die Junior-Professur geschaffen. 

Privatdozent (PD) – Professor auf der Reservebank 

Privatdozent darf sich ein Doktor nennen, der seine Fähigkeiten in Wissenschaft und Lehre unter Beweis gestellt hat und gleichzeitig das aufwändige Habilitationsverfahren erfolgreich abgeschlossen hat. Die Bezeichnung als Privatdozent ist dabei lediglich ein Ehrengrad. Mit der Verleihung des Titels PD erhält man die sogenannte Venia Legendi, die Erlaubnis zur Lehre. Faktisch hat ein Privatdozent also alle Rechten und Pflichten eines Professors, ihm fehlt jedoch die Professur an sich. Als Privatdozent arbeitet man überwiegend unentgeltlich. Das ist problematisch, da man den Titel nur dann behalten darf, wenn man auch tatsächlich weiter lehrt. Befristete Verträge sorgen also auch bei Privatdozenten für zunehmende Unsicherheit und Vorwürfe institutioneller Ausbeutung

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Lehrbeauftragte – ökonomisch sinnvolle, freie Mitarbeiter 

Freie Mitarbeiter gibt es auch an Hochschulen. Die so genannten Lehrbeauftragten halten Lehrveranstaltungen und sind manchmal sogar Prüfungsvorsitzende. Allerdings stehen sie in keinem Beschäftigungsverhältnis mit der Hochschule. Sie werden meist auf Honorarbasis pro Lehreinheit entlohnt und arbeiten teilweise sogar unentgeltlich. Das ist für die Hochschulen natürlich besonders günstig, weshalb auch hier häufig von Ausbeute gesprochen wird. Lehrbeauftragte, die bereits habilitiert sind, können nach mehrjähriger Tätigkeit zum Honorarprofessor berufen werden. 

Juniorprofessur – höher, schneller, weiter

Als Juniorprofessor darf man auch ohne Habilitation bereits die Aufgaben eines Professors übernehmen. Viele Doktoren setzen demnach auf diese attraktive Alternative auf ihrem Weg zur Professur. Durchschnittlich lehren Juniorprofessoren zwischen 4 und 6 Semesterwochenstunden (SWS). Daneben bleibt also ausreichend Zeit für die eigene wissenschaftliche Arbeit und Weiterentwicklung des eigenen Forschungsprofils. Juniorprofessuren werden öffentlich ausgeschrieben und es gibt ein entsprechendes Berufungsverfahren. In der Regel beträgt die Laufzeit einer Juniorprofessur sechs Jahre, viele werden aber zunächst mit einer Befristung von drei Jahren eingestellt. Nach der Zwischenevaluation wird dann über eine Verlängerung auf die vollen sechs Jahre entschieden.

Für einige wenige Juniorprofessoren wurde außerdem eine Tenure-Option geschaffen. Das bedeutet, dass die Juniorprofessur nach erfolgreichem Ablauf der sechs Jahre in eine Professur mündet, ohne dass noch einmal öffentlich ausgeschrieben und ein aufwändiges Berufungsverfahren durchlaufen werden muss. 

Professor – oben angekommen

Die finale Sprosse auf der wissenschaftlichen Karriereleiter ist die Professur. Dabei handelt es sich um eine Beamtenposition, die mit einer Einstellung in den Staatsdienst auf Lebenszeit einhergeht. 

In Fächern wie Kunst, Design oder Architektur ist eine Habilitation übrigens nicht immer zwingende Voraussetzung für eine Professorentätigkeit.

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