5 Tipps für mehr Lernmotivation: So motivierst du andere zum Lernen!

Ann-Christin Kieter - 05.05.2017

Zum Lernen motivieren

Footballer können harte Worte ihres Coachs verpacken. Aber Schüler? | Foto: Thinkstock/Mike Powell

Motivations-Trick Nr. 1: Zeig Interesse und höre zu!

Das mag simpel klingen, ist aber im Schulalltag mit 20 bis 30 Schülerinnen und Schülern (SuS) kaum zu leisten. Umso wichtiger ist es, dass du nachfragst, wie es den SuS geht, wenn du einmal Zeit dafür hast. Interessiere dich ernsthaft für ihre Gedanken und Sorgen! Die Frage "Ist alles in Ordnung?" kann manchmal Wunder bewirken.

Beispiel aus dem Lehrer-Alltag von Ulrike Nehls

"Eine meiner Schülerinnen erschien mir eines Tages wortkarger und irgendwie nervöser als sonst. Als ich sie fragte, was los sei, brach sie in Tränen aus. Es stellte sich heraus, dass sie seit ein paar Wochen über Facebook gemobbt wurde. Ich habe ihr zugehört und sie gefragt, was sie braucht, beziehungsweise, wo ich ihr helfen kann. Viel musste ich am Ende nicht machen, außer sie zu ermutigen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Die weiteren Schritte hat sie alleine in die Wege geleitet, denn die meisten Menschen können – mit ein wenig Unterstützung einer Vertrauensperson – ihre Probleme oft selbst lösen. Am Ende konnte sich meine Schülerin im Unterricht wieder konzentrieren und ihre Noten wurden auch besser."

Motivations-Trick Nr. 2: Sei ein Vorbild!

Wenn du positiv, freundlich und offen bist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Gegenüber dir ebenso begegnet. Wenn du selbst von einem Thema überzeugt bist, zeig deine Begeisterung auch, denn sie ist ansteckend. Habe Spaß und lache mit den Schülerinnen und Schülern (SuS)! Humor und Freude steigern die Lernmotivation.

Besonders schwer sind diese Punkte aber, wenn man als Lehrperson selbst mal einen schlechten Tag hat. Manchmal geht einfach was schief: der Kopierer spinnt; du fährst mit dem Fahrrad und es regnet in Strömen; deine Teilnehmer kommen wegen Zugausfällen zu spät. Meine Erfahrung hat gezeigt: Wenn ich es nicht schaffe, all das auszublenden und mich von meiner schlechten Laune runterziehen lasse, wirkt sich das negativ auf den gesamten Unterrichtsverlauf aus. Es ist wirklich erschreckend, wie die Klasse zu einem Spiegel der eigenen Gedanken und Gefühle werden kann.

Meine Lösung ist: ehrlich und authentisch mit solchen Situationen umgehen und versuchen, die Situation mit Humor zu nehmen und flexibel zu bleiben. Letztendlich sind  ja oft nicht die SuS schuld, wenn etwas passiert ist, und dürfen somit auch nicht die Leidtragenden deiner miesen Stimmung sein. Wenn du dich traust, eigene Fehler zuzugeben und auch zeigst, wie du damit umgehst und daraus lernst, erkennen deine SuS es als Stärke an und werden dich (bestenfalls) dafür bewundern.

Motivations-Trick Nr. 3: Stifte Sinn! 

"Wofür brauche ich das?", "Warum müssen wir das denn lernen?": Wenn man einen kritischen Blick auf das Schulsystem und die Lehrpläne wirft, merkt man oft, dass die Schülerinnen und Schüler zu Recht manche Lerninhalte hinterfragen. Hier brauchst du Kreativität, um trotzdem den Sinn des Lernens aufzuzeigen. Doch es lohnt sich: denn die Antwort auf das WARUM kann Menschen ein starker Antrieb sein!

Beispiel von Ulrike Nehls

"Ein Schüler von mir hatte vor allem Dreien und Vieren im Zeugnis und die Praktikumszeit stand bevor. Nach vielen Gesprächen fand ich heraus, wofür er sich begeistert: teure, schicke Autos. Er wollte unheimlich gern ein Praktikum bei einem großen Automobilhersteller machen. Also haben wir zusammen dort angerufen und nach den Voraussetzungen gefragt. Die Ansage war: mindestens eine Zwei in Mathe. Und schon war sein Ehrgeiz geweckt. Von da an lernte er in jeder freien Minute für Mathe und am Ende bekam er die Zwei auf dem Zeugnis. Das Praktikum durfte er machen, aber der Job gefiel ihm am Ende doch nicht."

Motivations-Trick Nr. 4: Sei dankbar und lobe oft!

Stell dir eine Gruppe von Lernenden vor, die sich alle sehr pflichtbewusst an deine Regeln von Pünktlichkeit und Ordnung halten. Und dann ist da diese eine Person, die zu spät kommt. Wie verhältst du dich? Bedankst du dich bei den Anwesenden für ihre Pünktlichkeit oder tadelst du den Zuspätkommer? Gefühle bewirken kleine, aber wichtige Unterschiede in unserem zukünftigen Verhalten. Wenn du ein Dankeschön oder Lob hörst, bist du glücklich und somit motiviert, es erneut zu hören. Wenn du gerügt wirst, erzeugt das erst einmal Angst, Zorn, Wut, oder Scham – je nach Person sind die Empfindungen hier verschieden, aber sie sind alle negativ.

Du hast es also in der Hand, deinen Unterricht mit positiven Gefühlen zu verknüpfen. Bedanke dich für die Einhaltung von Regeln! Lobe gute Ergebnisse oder tolle Ideen! Du wirst belohnt mit strahlenden Gesichtern und – nach einer Zeit der Gewöhnung – auch mit Disziplin bei den "Härtefällen".

Unterschied Lob und Anerkennung

  • Lob ist eine Form spontaner Wertschätzung. Es muss konkret sein, damit es wirkt und der Gelobte weiß, warum er oder sie es erhält. Loben können die Lehrkraft ebenso wie die Mitschüler oder Freunde.
  • Anerkennung ist mehr Haltung als spontane Wertschätzung: Jemand erkennt die regelmäßige Qualität oder Leistung einer Person an – und respektiert und schätzt die Person dafür. Anerkennung muss nicht konkret sein, sondern sie beurteilt das Gesamtbild. Sie muss sich auch nicht verbal äußern, aber wenn, dann meist durch ein qualifiziertes Feedback.

Motivations-Trick Nr. 5: Sorge für Abwechslung!

Jeder Mensch tickt anders. Das ist kein Geheimnis. Aber warum erwarten wir dann beim Unterrichten von allen das gleiche Verhalten und den gleichen Gehorsam und die gleiche Fähigkeit sich zu konzentrieren und leise zu sein? Eigentlich unfair, oder?  Die Lösung ist: Frag deine Schülerinnen und Schüler, was sie brauchen oder wie sie lernen wollen. Ermögliche unterschiedliche Lernphasen, Lernmethoden, Lernräume und so weiter. Werde kreativ!

Oft sind viel mehr Lösungen machbar, als du vorher dachtest. Erweitere deinen Schatz an Lehr- und Lernmethoden! Mach genug Pausen und sorge für viel Bewegung und Aktivität! Lernspiele oder Gruppenarbeiten befördern den Austausch untereinander. So haben sie haben mehr Möglichkeiten, das Erlernte anzuwenden und zu reflektieren. Wenn jemand mal keine Lust hat oder sich körperlich für manche Übungen nicht in der Lage sieht, finde individuelle Alternativen. Denke in Lösungen!

Und bei der Lösungsfindung beachtest du am besten, was die vorherigen Punkte behandelt haben: Interessiere dich für die aktuellen Bedürfnisse, gehe als begeistertes Vorbild voran, erkläre, warum  etwas  getan oder gelernt werden soll und bedanke dich für das engagierte Mitmachen.

Über Chancenwerk e. V.

"Bruder, wir müssen etwas tun" – mit diesem Satz beginnt 2004 die Geschichte des Sozialunternehmens Chancenwerk e. V. , das sich zur Aufgabe gemacht hat, Jugendlichen bessere Bildung und Zukunftschancen zu ermöglichen, und zwar unabhängig vom Einkommen der Eltern. Das funktioniert über sogenannte "Lernkaskaden": Schülerinnen und Schüler ab Klasse 9 erhalten kostenlose Intensivkurse mit studentischen Leitern in ihrem Problemfach. Im Gegenzug verpflichten sie sich, Jüngeren beim Lernen zu helfen. Diese zahlen für die Lernbetreuung nur einen geringen Mitgliedsbeitrag.

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