Hotelbuchung fürs Festival?!
Die Tickets auf Facebook gepostet. Drei Stück, fein säuberlich aufgereiht, in bestem Licht. Alles in Ordnung. Oder nicht? Die Falle wartet auf WhatsApp. Wer zur Gruppe "Hotelbuchung 'Hurricane'" einlädt, outet sich direkt als Festivalfrischling. Ein einsamer Kommentar gesellt sich trotzdem zum Foto des bemühten Gründers: "Bist du nicht zeltfest?" Damit ist alles gesagt.
Übernachtet wird gefälligst im Freien, ohne atmungsaktive Matratze, goldenem Handtuchhalter und Flachbildfernseher, dafür auf dicken, fiesen Wurzeln und der Hoffnung, dass die kleinen, unentdeckten Löcher im Zelt den im Wetterbericht angekündigten Hochgeschwindigkeits-Regentropfen keinen Einlass gebieten.
Mit dem Ärzte-Shirt zum Hosen-Gig
Mitgehangen, mitgefangen. Und mit feschem Bandshirt am Start – damit zeigt man sich als Fan und Kenner, kommt mit anderen Festivaljüngern ins Gespräch. Dumm nur, wenn man die Gruppen verwechselt – und mit stolzer Brust, auf der grinsende "Ärzte" prangen, zum "Tote Hosen"-Gig marschiert. Die ursprünglich erhofften Plaudereien nehmen plötzlich eine ganz eigene Dynamik an. Da hilft nur eins: ausziehen, auf links drehen, wieder anziehen. Erledigt – der Abend ist vorerst gerettet.
Viel Trinken ist wichtig! Aber gar nicht so easy ...
"Hol uns bitte mal Bier." Kein Problem – was soll da schiefgehen? Super zum Pluspunktesammeln. Die Freude währt nur kurz – denn am grün schimmernden Ausschank wartet eine unersättliche Meute, die mit Zombieblick nach kühlen Blonden und röhrenden Hirschen giert. Vordrängeln ist nicht – Aufmüpfige werden mit einer Bierdusche bestraft.
Die Rückkehr zum ausgetrockneten Anhang gelingt um 22:52 Uhr, kurz vor der ersten Strophe des finalen Songs – mit gut einem Viertel der erstandenen Getränkemenge. Der Rest der goldenen Erfrischung musste aufgrund von Rempeleien seine Wahlheimat "Becher" ungewollt verlassen. Das letzte Lied – durchatmen, genießen, runterkommen.
Geisterbahnfahrt im Dixi-Land
Die Pause wird genutzt, um die hübschen, ringsum aufgestellten Örtlichkeiten – allesamt "Dixi" getauft – aufzusuchen. Leider dauert die Sitzung länger als erhofft, denn draußen rütteln und schütteln vier grölende Promillejäger unentwegt am wehrlosen, blauen Kasten, der sich für das schamlose Quartett zum schönsten Spielgerät der Welt entwickelt. Was für eine Geisterbahnfahrt – auf engstem Raum, mit eindringlichen Gerüchen und innovativen Spezialeffekten. Alle Sinne werden angesprochen.
Spaß beiseite. Die Flucht gelingt, schnell zurück zu den anderen. Machen sie sich schon Sorgen? Nein, während sich Mitstreiter Nummer eins auf Hunderten von Händen Richtung Bühne transportieren lässt, dabei immer wieder wie ein halbleerer Kartoffelsack zu Boden sinkt, hängt Mitstreiter Nummer zwei mit einer weiblichen Bekanntschaft im Wald herum. Er schickt ein verwackeltes, dunkles Video, auf dem halbhohe Sträucher und eine Menge Laub zu sehen sind – soll das ein Hinweis auf seinen Aufenthaltsort sein?
Ey Man, wo ist mein Zelt?
Alleine feiern macht auch Spaß. Die Stunden vergehen wie im Flug. Eigentlich ist es hier richtig dufte. Kurz nach drei geht’s heim. Zeit für die nächste Lehre: "Merk dir immer ganz genau, wo das Zelt steht." Sonst wird der Heimweg zum orientierungslosen Ritt durch fremde Galaxien, sprich Zeltplätze, zum richtigen Schnarchplaneten.
Immer wieder werden aufgestellte Geländepläne mit dicken Pfeilen und aufwendigen Beschreibungen passiert. Die Interpretation der zahlreichen Symbole und Zeichen schlägt zuverlässig fehl. Um kurz vor sechs die Erlösung: Eine Feierleiche im Liegestuhl, ausgestattet mit neonpinker Federboa, Ray-Ban-Sonnenbrille und abgebranntem Kiffstummel, murmelt von einem "geschmeidigen Gang" und der "Rückkehr ins gelobte Land". Keine Fata Morgana – der gediegene Nachbar. Was für eine Erleichterung. Ab ins Zelt – hier ist Platz für drei.
Dein Survival-Tipp?
Du bist schon ein alter Festivalhase und hast einen ultimativen Tipp für alle Newbies? Dann lass uns und allen Frischlingen einen Kommentar da – mit dem besten Festival, der richtigen Zeltgröße, der perfekten Verpflegung, den No-Go-Knutsch-Areas!
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