Motivationsschreiben für ein Stipendium: So überzeugst du!

Anke Capellmann - 21.07.2022

Motivationsschreiben Stipendium junge Leute

In einem Motivationsschreiben für ein Stipendium sollst du andere von dir überzeugen, | Foto: Prostock Studio / Getty Images

Motivationsschreiben Stipendium: besonders wichtig

Wenn du dich für ein Stipendium bewirbst, zählen nicht bloß super Noten und dein soziales Engagement. Was mindestens genauso wichtig ist: deine Motivation: Damit diese aus deinen Bewerbungsunterlagen ersichtlich wird, fordern viele Stipendiengeber /-innen ein sogenanntes Motivationsschreiben. Was genau das ist, was in das Motivationsschreiben reingehört und worauf du sonst noch achten solltest, haben wir dir hier zusammengestellt.

Definition: Was ist ein Motivationsschreiben fürs Stipendium?

Wie der Name schon sagt, soll das Motivationsschreiben deine Motivation zum Ausdruck bringen, warum gerade du den Stipendiumsplatz verdient hast und aus welchen Gründen du dich überhaupt bewirbst. Es bildet also den persönlichsten Teil deiner gesamten Bewerbung, in dem du ganz besonders von dir überzeugen willst. In einem Motivationsschreiben gehst du detailliert auf deine persönlichen Beweggründe ein, auf deine Stärken, Talente, Ziele und Besonderheiten.

Ein Unterschied: Anschreiben und Motivationsschreiben

Wenn du jetzt denkst: Aber das alles mache ich doch schon im Anschreiben – Anschreiben und Motivationsschreiben sind zwei ganz unterschiedliche Bestandteile deiner schriftlichen Bewerbungsunterlagen. Bei einem gängigen Anschreiben formulierst du im Prinzip deinen Lebenslauf aus, indem du dich vorstellst und kurz deine Qualifikationen erläuterst. Außerdem sollst du darin nur kurz ausführen, warum du perfekt zu der ausgeschriebenen Stelle passt.

Anders beim Motivationsschreiben: Hier geht es wirklich um deine ganz persönliche Eignung, deine Beweggründe und deine Ziele. Du sollst also detaillierter darlegen, warum du überhaupt für das Stipendium in Frage kommst, warum du in diesem oder jenem Beruf arbeiten willst und wie du dich mit deinen persönlichen Qualifikationen bestmöglich in diesem Bereich einbringen kannst. Dadurch machst du deine Motivation deutlich und gibst zudem einen tieferen Einblick in deine Persönlichkeit.

Wann brauche ich ein Motivationsschreiben?

Ob für ein Deutschlandstipendium, ein Promotionsstipendium, ein Stipendium Master oder ein Stipendium für ein Auslandsjahr – wenn du dich um einen Stipendiumsplatz bewirbst, ist ein Motivationsschreiben eigentlich immer Pflicht. Und selbst, wenn es nicht explizit verlangt wird, kann dir ein solches Schreiben einige Pluspunkte einbringen, allein schon, weil du zeigst, dass du dir zusätzliche Mühe gegeben hast. Bei deiner Bewerbung um einen Stipendiumsplatz konkurrierst du nämlich mit sehr vielen Bewerbern /-innen, von denen du dich versuchen musst abzuheben.

Vor allem bei kleineren Institutionen und Organisationen ist ein Motivationsschreiben besonders wichtig, da diese oft nur diesen einen Bewerbungsschritt haben, während du innerhalb großer Stiftungen ebenfalls noch in diversen Vorgesprächen punkten kannst.

Inhalt eines Motivationsschreibens

Ein Motivationsschreiben ist ein frei formulierter Text, der meist ein bis zwei Seiten umfasst. Je nach Organisation, Stiftung oder Verband kann aber auch eine andere Länge verlangt werden. Du hast dich im Vorfeld ja aber ohnehin schon intensiv mit deinem zukünftigen Förderern /-innen beschäftigt und weißt also, was von dir verlangt wird.

Ein gut überlegter Inhalt

Bevor du einfach los schreibst, solltest du dir vorher Gedanken machen, mit welchen Charaktereigenschaften und Botschaften du überzeugen willst. Dazu kannst du dir zum Beispiel eine Mind Map anlegen oder Notizen machen und versuchen, dir damit folgende Fragen zu beantworten:

  • Warum bewirbst du dich? Was treibt dich an?
  • Was zeichnet dich aus? Was für Werte vertrittst du?
  • Welche besonderen Fähigkeiten hast du? 
  • Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten musstest du in deinem Leben schon meistern?
  • Warum bist gerade du die richtige Person für das Stipendium?
  • Was sind deine Ziele? 
  • Warum bewirbst du dich gerade bei dieser Organisation, Stiftung etc.?

Wenn es dann ans Ausformulieren geht, solltest du auf typische Floskeln wie "Hiermit bewerbe ich mich…" oder "Ich habe großes Interesse an…" unbedingt verzichten. Du findest sie zwar noch immer häufig in Bewerbungsratgebern, tatsächlich sind sie aber nichtssagend und veraltet. Auch wenn es etwas schwerer fällt und mehr Zeit in Anspruch nimmt: Nutze den Platz für individuelle Formulierungen statt für leere Worthülsen.

Außerdem wichtig: Konzentriere dich auf das Wesentliche und schweife nicht ab, damit dein/-e zukünftige/-r Förderer/-in einen prägnanten Eindruck von dir und deiner Persönlichkeit bekommt und deine Bewerbung nicht einfach zur Seite legt, weil du nicht zur Sache kommst.

Der richtige Aufbau

Ein Motivationsschreiben zu formulieren, ist nicht ganz einfach, weil es darin wirklich um dich und deine Persönlichkeit geht. Es kann also etwas dauern, bis du die richtigen Formulierungen gefunden hast. In Sachen Aufbau musst du dir aber nicht so viele Gedanken machen. Hier kannst du dich in deinem Motivationsschreiben an folgender Struktur orientieren:

  • Deine Kontaktdaten und die Kontaktdaten der Organisation
  • Stadt und Datum
  • Aussagekräftige Überschrift
  • Persönliche Anrede 
  • Überzeugende Einleitung
  • Hauptteil
  • Schluss
  • Grußformel und Unterschrift

Tipp: Solltest du keine /-n persönliche /-n Ansprechpartner /-in im Internet finden, solltest du bei der Organisation anrufen und nach der persönlichen Anrede fragen. Immer auch den Namen buchstabieren lassen! Das mag dir unangenehm sein, zeigt aber, dass du Interesse hast und dich bemühst. Und das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt.

Die Einleitung

Damit die Verantwortlichen einer Organisation oder Stiftung dein Motivationsschreiben überhaupt zu Ende lesen, solltest du die Leser/-innen bereits in der Einleitung fesseln. Das kann dir gelingen, indem du zum Beispiel mit einer kurzen persönlichen Geschichte, einem Zitat oder einer interessanten Fragestellung beginnst. Möchtest du zum Beispiel einen Stipendiumsplatz für dein Studium im Bereich Klima und Umwelt bekommen, könntest du nach passenden Zitaten dazu suchen. Ein altes Sprichwort der Cree, ein indigenes Volk der Indianer Nordamerikas, lautet zum Beispiel: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann." Anschließend kannst du auf dieses Zitat eingehen und erklären, warum es dir persönlich wichtig ist, dass weder der letzte Baum noch der letzte Fluss zerstört wird.

Oder willst du im Bereich Mobilität etwas verbessern? Wie wäre es mit diesen Fragestellungen zu Beginn: Wer ist umweltfreundlicher? Benziner oder Diesel? Wann gibt es fliegende Autos? Kann man auch ohne Auto leben? Deine Schule, Universität und Studiengang solltest du ebenfalls schon erwähnen. Es kann auch von Vorteil sein, wenn du bereits in der Einleitung Charaktereigenschaften oder Soft Skills anschneidest, die für die Organisation von besonderer Relevanz sind.

Der Hauptteil

Auch wenn ein Stipendium dich hauptsächlich finanziell unterstützt, solltest du den finanziellen Vorteil in den Hintergrund stellen. Stattdessen solltest du darlegen, warum gerade du eine förderungswürdige Person bist und was du dir vom Netzwerk der Organisation versprichst.

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Falls du bei einzelnen Punkten Probleme hast, sie mit Inhalt zu füllen, findest du hier einige Anregungen:

  • Warum bewirbst du dich und was erwartest du? Hier solltest du dich auf die Förderung und die Angebote der Stiftung konzentrieren.
  • Warum hast du dich für diese Stiftung entschieden? Hier solltest du darauf eingehen, was die Stiftung auszeichnet und was dein persönlicher Gewinn davon sein kann.
  • Was zeichnet dich aus?Hier kannst du zeigen, warum gerade deine Fähigkeiten förderwürdig sind und wie diese in das Profil der Stiftung passen.
  • Welche Herausforderungen musstest du schon in deinem Leben meistern? Falls das für dein Profil und das Profil der Stiftung wichtig ist, solltest du hier von deiner persönlichen Lebenssituation erzählen und wie die Stiftung dich dabei unterstützen kann, weitere Herausforderungen zu meistern.
  • Warum gerade du? Erläutere deinem/-r künftigen Förderer/-in, warum gerade du zu den Projekten der Stiftung passt und welche Vorteile sich daraus auch für die Stiftung ergeben, etwa, wenn du ein bestimmtes Forschungsvorhaben verfolgst.
  • Was sind deine Ziele? Hier solltest du deine Ziele aufführen und zeigen, wie wahrscheinlich es ist, dass du diese mit Hilfe des Stipendiums erreichen wirst. Du musst also davon überzeugen, dass du der Herausforderung eines Stipendiums gewachsen bist.

Je nach Art des Stipendiums ergeben sich natürlich weitere Aspekte, die du anführen kannst.

Der Schluss

Am Ende deines Motivationsschreibens solltest du nochmal die Hauptaspekte deiner Motivation herausarbeiten. Ebenso kannst du am Ende schreiben, dass du dich über eine positive Rückmeldung oder über die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch sehr freust.

Tipps für dein Motivationsschreiben

Wichtig ist, dass du bei deinem Motivationsschreiben auf die Stiftung oder Institution eingehst, bei der du dich um einen Platz bewirbst. Diese haben nämlich klare Vorstellungen von ihren Stipendiaten/-innen und davon, welche Aspekte relevant sind. Du solltest dich also vor dem Schreiben genau informieren, was von dir erwartet wird. Für ein Motivationsschreiben solltest außerdem du genügend Zeit und Energie einplanen, denn es ist deine Chance, dich in deiner Einzigartigkeit zu präsentieren. 

Nutze außerdem Unterstützungsangebote wie Schreibworkshops für Motivationsschreiben. Das kostet zwar Geld, zahlt sich aber oft aus. Du solltest auch jemanden Korrektur lesen lassen, um unnötige Rechtschreibfehler, Grammatik- und Orthographiefehler zu vermeiden. Und zuletzt: Bringe deine Kriterien und Argumente kurz und prägnant auf den Punkt. Verzichte auf seitenlanges Geschwafel. Wenn von der Organisation oder Institution nichts anderes vorgegeben ist, reichen in der Regel ein bis zwei Seiten. Solltest du statt 2.000 geforderter Zeichen mit einem fünfseitigen Essay kommen, kannst du davon ausgehen, dass deine Bewerbung direkt zur Seite gelegt wird.

Tipps im Überblick:

  • Auf die Stiftung oder Organisation eingehen
  • genügend Zeit einplanen
  • Korrektur lesen und lesen lassen
  • Schreibworkshops nutzen
  • nicht schwafeln

Was gibt es sonst noch zu beachten?

Es gibt noch ein paar weitere Punkte, die du bei deinem Motivationsschreiben unbedingt beachten solltest.

  • Verwende keine Floskeln. 
  • Achte darauf, weder Rechtschreibfehler noch orthographische und grammatikalische Fehler zu machen.
  • Lasse dein Schreiben auch von Freunden /-innen oder Familienmitgliedern lesen und weise sie darauf hin, dass sie durchaus kritisch mit dir sein sollen. 
  • Erzähle nicht einfach nur deinen Lebenslauf nach.
  • Versuche, Doppelungen zwischen Motivationsschreiben und Anschreiben zu vermeiden.
  • Auf die Betonung deiner finanziellen Motivation solltest du verzichten. 

FAQs: Häufig gestellte Fragen

Wie schreibt man ein Motivationsschreiben für ein Stipendium?

Neben Anschrift, Datum und Überschrift sind die Hauptbestandteile eines Motivationsschreibens die Einleitung, der Hauptteil und der Schluss.

Wie lang sollte ein Motivationsschreiben für ein Stipendium sein?

Das kommt ganz darauf an, was die Organisation oder Stiftung von dir verlangt. In der Regel reichen ein bis zwei Seiten. Solltest du aber statt 2.000 geforderten Zeichen mit einem fünfseitigen Essay kommen, kannst du davon ausgehen, dass deine Bewerbung direkt zur Seite gelegt wird.

Wie fängt man ein Motivationsschreiben an?

Neben Kontaktdaten und einer Überschrift solltest du mit einer persönlichen Anrede beginnen. Du kannst anschließend auch eine kleine persönliche Anekdote erzählen oder mit einem herausragenden Zitat beginnen.

Motivationsschreiben Stipendium im Überblick

  • Das Motivationsschreiben ist das Herzstück deiner Bewerbung um einen Stipendiumsplatz. Es gehört zu den wichtigsten Bestandteilen. 
  • Das Schreiben spiegelt deine Motivation wider und ist damit der persönlichste Teil deiner gesamten Bewerbung. 
  • Du gehst detailliert auf deine Beweggründe ein, auf deine Stärken, Talente und Ziele. 
  • Wichtig ist, dass du dich in deinem Motivationsschreiben auf die Stiftung oder Institution beziehst, bei der du dich bewirbst. Zeige, warum gerade du am besten zu den Vorstellungen der Stiftung passt.
  • Ein Motivationsschreiben besteht immer aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss. 
  • Achte auf Grammatik- und Rechtschreibfehler und verzichte auf Floskeln.
  • Nimm dir genügend Zeit für das Verfassen deines Motivationsschreibens und stecke viel Energie hinein.

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