Studiengebühren: Alle Infos im Überblick!

Elena Weber - 06.04.2020

Studiengebühren Überblick

In Deutschland musst du keine allgemeinen Studiengebühren zahlen. | Foto: Prostock Studio / Getty Images

Studiengebühren gibt es immer noch

In Deutschland gibt es keine Studiengebühren? Jein. Tatsächlich wurden die allgemeinen Studiengebühren 2014 komplett abgeschafft. In einigen Bundesländern gibt es jedoch noch Ausnahmefälle. Auch an privaten Hochschulen oder bei Anbietern von Fernstudiengängen musst du oft Studiengebühren zahlen. Und sollte es dich für dein Studium ins Ausland ziehen: Auch hier fallen häufig Kosten für dich an. Wir haben alle wichtigen Infos rund ums Thema Studiengebühren für dich zusammengestellt.

Definition: Was sind Studiengebühren eigentlich?

Studiengebühren sind ein Beitrag, den Studierende zahlen müssen, um am Studium teilnehmen zu dürfen. Du beteiligst dich damit an den Kosten, die dem Träger der Hochschule für dein Studium entstehen. Das Studium wird dabei als eine Investition begriffen, für die du einen Gegenwert erbringen musst.

Zu unterscheiden sind Studiengebühren vom Semesterbeitrag. Den Semesterbeitrag zahlst du zu Beginn jedes Semesters. Er setzt sich aus Beiträgen für Studentenwerk, AStA, Studierendenschaft, möglichen Verwaltungskosten sowie weiteren Leistungen wie einem Semesterticket zusammen. Der Semesterbeitrag muss als pauschale Pflichtabgabe von jedem Studierenden an einer deutschen Hochschule entrichtet werden. Ganz kostenfrei ist ein Studium in Deutschland somit nie.

Wo musst du Studiengebühren zahlen?

Ob Studiengebühren erhoben werden oder nicht, ist die Entscheidung der einzelnen Bundesländer. Entsprechend ist es oft ein ziemliches Hin und Her, ob du nun Studiengebühren zahlen musst oder nicht.  Zuletzt hatten Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland im Jahr 2006 allgemeine Studiengebühren eingeführt. Zum Wintersemester 2014/15 sind diese jedoch wieder flächendeckend abgeschafft worden. 

Seitdem musst du in ganz Deutschland keine Studiengebühren mehr zahlen, wenn du...

  • die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaates der Europäischen Union (EU) oder
  • die Staatsangehörigkeit eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) besitzt.

Grundsätzlich immer gebührenfrei ist dein Erststudium in der Regelstudienzeit ─ vorausgesetzt, du kommst nicht aus einem Nicht-EU-Staat. Als EU-Ausländer oder EU-Ausländerin musst du in Baden-Württemberg aktuell 1.500 Euro pro Semester zahlen. In Sachsen legen die Hochschulen selber fest, ob du als Ausländer oder Ausländerin aus einem Nicht-EU-Staat Studiengebühren entrichten musst.

Ausnahmefälle

Nicht nur EU-Ausländerinnen oder -Ausländer können, je nach Wahl ihres Studienortes, trotz allgemeiner Gebührenfreiheit von Studiengebühren betroffen sein. Denn es gibt einige Ausnahmefälle, in denen du neben dem obligatorischen Semesterbeitrag auch Studiengebühren zahlen musst. 

In folgenden Ausnahmefällen musst du eventuell Studiengebühren zahlen:

  • Du bist ein ausländischer Studierender aus einem Nicht-EU-Staat.
  • Du bist Langzeitstudierender.
  • Du absolvierst ein Zweitstudium.
  • Du machst ein berufsbegleitendes Studium.

Diese Ausnahmen sind wieder bundeslandabhängig. Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erheben für ein Zweitstudium 650 Euro Studiengebühren pro Semester. In Sachsen-Anhalt kann dich ein Zweitstudium bis zu 500 Euro pro Semester kosten. In Sachsen legt jede Hochschule selbst fest, was ein Zweitstudium kostet. 

Studiengebühren werden in manchen Bundesländern auch für ein berufsbegleitendes Masterstudium erhoben. In Bayern kostet dich das beispielsweise 2.000 Euro pro Semester. Die häufigsten Studiengebühren, die in den deutschen Bundesländern erhoben werden, sind Gebühren für Langzeitstudierende. In Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen kostet es dich 500 Euro pro Semester, wenn du Langzeitstudierender bist. Aber Achtung: Ab wann ein Langzeitstudium beginnt, definiert jedes Bundesland anders. In Bremen giltst du ab dem 15. Semester als Langzeitstudierender. In Thüringen bist du ab dem vierten Semester, in Sachsen und Sachsen-Anhalt ab dem fünften und in Niedersachsen ab dem sechsten Semester über der Regelstudienzeit im Langzeitstudium. Allerdings gibt es Härtefallregelungen, die dich eventuell von den Studiengebühren für ein Langzeitstudium befreien können. 

Informiere dich also schon vor Studienantritt, ob die Uni, die du dir aussuchst, unter bestimmten Voraussetzungen Studiengebühren erhebt, sonst könnte es sein, dass du von möglichen Studiengebühren überrascht wirst.

Private Hochschulen

Statt an einer staatlichen Hochschule hast du auch die Möglichkeit, an einer privaten Hochschule zu studieren. Da diese nicht staatlich subventioniert wird, musst du hier Studiengebühren zahlen. Durchschnittlich musst du für ein Bachelorstudium an einer privaten Hochschule mit 520 Euro Studiengebühren im Monat rechnen. Die genauen Kosten hängen von der jeweiligen Hochschule ab. Manche bieten die Möglichkeit sogenannter nachlaufender Studiengebühren. Das bedeutet, dass die Studiengebühren erst dann gezahlt werden müssen, wenn du nach dem Studium entsprechend Geld verdienst.

Studiengebühren im Ausland

In vielen anderen Ländern sind Studiengebühren selbstverständlich. Wenn du also vorhast, während deines Studiums ins Ausland zu gehen, informiere dich im Vorfeld auf jeden Fall genau über die Höhe der anfallenden Gebühren. Sie können die Kosten für dein Studium ziemlich in die Höhe treiben. Schließlich musst du auch Geld für Unterkunft und Verpflegung sowie weitere Lebenshaltungskosten einplanen.

Generell unterscheiden sich die Studiengebühren in anderen Ländern in ihrer Höhe teils stark voneinander. Auch die jeweiligen Unis können ganz unterschiedlich hohe Studiengebühren verlangen. Pauschal kann man somit nicht sagen, wie viel ein Studium im Ausland kostet. Sicher ist nur: Es kostet meistens etwas. Und: Das Masterstudium ist teurer als der Bachelor.

Studiengebühren in den USA

Ob College oder Universität: In den USA können die Studiengebühren pro Studienjahr zwischen 2.800 und 36.500 Euro liegen. Das liegt daran, dass dort jede Uni selbst festlegen kann, wie viel ein Studium kostet. Kleinere, regionale Universitäten sind in der Regel günstiger. Zusätzlich zu den Studiengebühren fallen noch sogenannte Fees an, die mit unserem Semesterbeitrag vergleichbar sind.

Studiengebühren in Großbritannien

Auch für ein Studium in Großbritannien gilt: Universitäten in Städten wie London haben in der Regel höhere Studiengebühren als Universitäten auf dem Land. Dennoch gehört Großbritannien zu den teuersten Ländern für ein Auslandsstudium. Im Schnitt musst du hier mit circa 8.000 Euro Studiengebühren pro Studienjahr rechnen. Hinzu kommt, dass du meist auch für die Nutzung von Bibliotheken und anderen Räumlichkeiten zahlen musst. So kann dich ein Studienjahr im Vereinigten Königreich schon mal über 10.000 Euro kosten. Willst du an eine Elite-Uni wie Oxford oder Cambridge, wird es nochmal deutlich teurer.

Studiengebühren in den Niederlanden

Möchtest du in den Niederlanden studieren, musst du das "wettelijk collegegeld", das "gesetzliche Studiengeld" zahlen. Es gilt für alle EU-Studierende und beträgt in Vollzeit 2.143 Euro pro Studienjahr. Studierende im ersten Jahr müssen nur die Hälfte zahlen.

Studiengebühren in Österreich

In Österreich gibt es nicht nur keinen Numerus Clausus. Dort werden für dich auch keine Studiengebühren fällig, wenn du EU-Bürger oder EU-Bürgerin bist oder aus der Schweiz kommst. Allerdings musst du dich an die Regelstudienzeit halten. Überschreitest du diese um zwei Semester, werden Studiengebühren in Höhe von  363,36 Euro pro Semester fällig.

Studiengebühren in Japan

Bildung hat in Japan einen sehr hohen Stellenwert. Dies schlägt sich unter anderem in sehr hohen Studiengebühren nieder. In Japan setzen sich die Studiengebühren aus Immatrikulationsgebühren, Unterrichtsgebühren sowie Gebühren für universitäre Einrichtungen zusammen. Sie müssen von allen Studierenden gleichermaßen entrichtet werden ─ auch von ausländischen. An staatlichen Universitäten zahlst du weniger als an privaten. Private Unis sind in Japan allerdings deutlich häufiger und auch angesehener.

Studiengebühren früher

Die erste Form von Studiengebühren war das sogenannte "Hörergeld". Es lag bei rund 150 Deutsche Mark, was inflationsbereinigt heute 270 Euro entspricht. 1970 protestierten die Studierenden massiv gegen das Hörergeld und boykottierten es. Infolgedessen wurde das Hörergeld abgeschafft.

Bis 2002 sah das Hochschulrahmengesetz keine allgemeinen Studiengebühren vor. Dann erhoben einige Bundesländer Klage dagegen, weil sie darin einen unzulässigen Eingriff in ihre Gesetzgebungskompetenz sahen. Sie bekamen Recht. Zwischen 2006 und 2007 führten daraufhin alle westdeutschen Bundesländer außer Schleswig-Holstein, Bremen und Rheinland-Pfalz Studiengebühren in unterschiedlicher Höhe ein. In Nordrhein-Westfalen lag die Studiengebühr pro Semester bei maximal 500 Euro. In Ostdeutschland und Berlin gab es keine Studiengebühren. Dennoch waren 70 Prozent aller Studierenden von den allgemeinen Studiengebühren betroffen, ehe sie bis zum Wintersemester 2014/15 wieder endgültig abgeschafft wurden.

Studiengebühren: Was sind die Vor- und Nachteile?

Das Thema Studiengebühren wird sehr kontrovers diskutiert. Befürworter und Befürworterinnen sehen in ihnen die Möglichkeit, das Lehrangebot für Studierende zu verbessern, indem zum Beispiel neue Lehrstellen geschaffen und mehr Kurse angeboten werden können. Das größte Gegenargument ist, dass Studiengebühren dem Prinzip der Chancengleichheit widersprechen. Zwar gibt es mit BAföG oder einem Studienkredit die Möglichkeit, Unterstützung zu bekommen. Gerade für Menschen aus finanziell schwächeren Verhältnissen reicht das oft jedoch nicht aus, um den Studienalltag zu bestreiten. Studien haben zudem belegt, dass Studiengebühren abschreckend wirken und dazu führen, dass weniger Menschen ein Studium aufnehmen. 

Studiengebühren im Überblick

  • In Deutschland gibt es keine allgemeinen Studiengebühren.
  • Manche Bundesländer verlangen Studiengebühren für ein Zweit- oder Langzeitstudium sowie für ein berufsbegleitendes Masterstudium.
  • An manchen Hochschulen musst du Studiengebühren zahlen, wenn du nicht aus einem EU-Mitgliedsstaat kommst.
  • Private Hochschulen finanzieren sich über Studiengebühren.
  • Im Ausland fallen häufig hohe Studiengebühren an.

 

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FAQ: Häufige Fragen

Wer zahlt Studiengebühren in Deutschland?

An staatlichen oder kirchlichen Hochschulen müssen in Deutschland keine Studiengebühren gezahlt werden. An privaten Hochschulen fallen Studiengebühren an.

Was ist der Unterschied zwischen Semesterbeitrag und Studiengebühren?

Den Semesterbeitrag muss jeder Student und jede Studentin pro Semester bezahlen. Die Studiengebühr wird nur bei einigen bestimmten Studiengängen verlangt.

Warum muss ich Studiengebühren bezahlen?

Studiengebühren werden erhoben, um an dieser Hochschule studieren zu dürfen.

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