Private Krankenversicherung – teurer Spaß?
Privatversichert – das klingt nach Luxusbehandlung, also teuer. Das muss aber nicht so sein. Die private Krankenversicherung (PKV) ist ein Vertrag zwischen einem privatwirtschaftlichen Unternehmen und einer Privatperson. Dabei empfiehlt sich ein Blick aufs Kleingedruckte, denn du erhältst (und zahlst) nur die Leistungen, die vertraglich vereinbart sind.
Die Beitragshöhe ist abhängig von Alter, Gesundheitszustand und zu versichernden Leistungen bei Vertragsbeginn. Dazu bekommst du als Neuling bei der Versicherung einen Fragebogen zur Gesundheitsprüfung. "Man sollte peinlichst genau darauf achten, dass die Gesundheitsfragen korrekt ausgefüllt sind", warnt Elke Weidenbach, unabhängige Beraterin der Verbraucherzentrale NRW.
Aus diesen Faktoren wird dein Beitrag berechnet. Weidenbach erklärt: "Der Versicherer kalkuliert, welche durchschnittlichen Gesundheitskosten für den Rest des Lebens anfallen können und teilt das dann durch die zu versichernde Zeit." Also zahlst du am Anfang höhere Beiträge als dir medizinische Kosten entstehen. Das liegt an der sogenannten Altersrückstellung, die als Kapitalanlagen verzinst werden, damit du im Alter nicht schlagartig sehr teure Beiträge zahlen musst.
Selbstbeteiligung als Kostenbremse
Die Beiträge hängen also vom Versicherungstarif ab, und den kannst du selbst mitbestimmen. Auch in der PKV gibt es vergünstigte Studententarife. Vor Vertragsabschluss solltest du überlegen, auf welche Leistungen du verzichten kannst und auf welche auf gar keinen Fall. Ein bisschen kannst du die Kosten auch drücken: Mit einer Selbstbeteiligung senkt sich der monatliche Beitrag, allerdings musst du auch den vereinbarten Betrag der jährlichen Arztkosten selbst tragen. Bleibst du unter dem Betrag der Selbstbeteiligung, muss die Versicherung nicht erstatten.
Du bist aber eigentlich nie krank? Manche Tarife bieten dir eine Beitragsrückerstattung, wenn du in einem vereinbarten Zeitraum keine Versicherungsleistungen in Anspruch genommen hast.
Privat versichern: Für wen lohnt es sich?
Die private Krankenversicherung kann sich auch für Studierende lohnen. Für Beamtenkinder ist das zum Beispiel meistens der Fall, denn sie laufen bis zum 25. Lebensjahr unter der Beihilfe der Eltern, die staatlich bezuschusst wird. Die ist allerdings an den Bezug von Kindergeld gekoppelt, fällt also mit deinem 25. Geburtstag weg.
Grundsätzlich kann sich aber jeder Studierende von der Versicherungspflicht befreien und sich privat versichern. In den meisten Fällen ist das eine reine Kostenfrage. Deswegen hat Elke Weidenbach eine klare Meinung zur PKV: "Ich rate nicht nur Studierenden eher zur gesetzlichen Krankenversicherung. Diese hat den enormen Vorteil, dass die Höhe des Beitrags immer abhängig vom Einkommen ist. Wem dieser Schutz nicht reicht, kann ihn mit privaten Zusatzleistungen ergänzen."
Was musst du bei der privaten Krankenversicherung beachten?
Wenn du dich von der Versicherungspflicht befreit hast, musst du bis zum Ende deines Studiums weiterhin privat versichert sein. Die Entscheidung für den privaten Anbieter will also gut überlegt sein. "Dabei sind die Leistungsinhalte entscheidend, aber auch die Vergangenheitswerte des Versicherers: Wie stark waren die Erhöhungen in den letzten Jahren? Wie alt sind die Versicherer? Wie alt sind die Tarife? Die Beiträge sollte man sich erst ganz zum Schluss anschauen. Außerdem sollte man eine Entscheidung treffen, die möglichst lange Bestand hat, weil man beim Wechsel die Hälfte der Altersrückstellung verliert", erklärt Weidenbach.
Apropos bezahlen: Bist du privat versichert, gehst du bei Medikamenten in Vorkasse. Dein Arzt stellt dir ein Rezept aus, das du einlöst (direkt Kopie machen lassen!) und dann bei der Versicherung einreichst. Ähnlich läuft es bei ärztlichen Behandlungen ab: Du bekommst eine Rechnung, die du einreichen musst. Nach der Prüfung wird dir der Betrag dann gutgeschrieben. Bist du schnell genug, bekommst du die Gutschrift schon, bevor du die Arztrechnung begleichen musst.
PKV nach dem Studium?
Nach dem Studium kannst du problemlos in die gesetzliche Versicherung zurückkehren, und musst das bei einer versicherungspflichtigen Tätigkeit mit einem Einkommen unter der Pflichtversicherungsgrenze auch.
Wenn du nicht direkt einen Job findest, geht nicht gleich die Welt unter. Bekommst du Arbeitslosengeld II ("Hartz IV"), übernimmt der Staat deine Versicherungsbeiträge. Du musst allerdings bei der Versicherung melden, dass du nicht mehr studierst. Dann wird dein Beitrag angepasst.
Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung
Vorteile
- freie Arztwahl, teils bevorzugte Behandlung
- weltweiter Versicherungsschutz und Rücktransport
Nachteile
- hohe Beitragskosten
- meist werden psychotherapeutische Behandlungen nicht übernommen
Und welche Versicherung ist jetzt die richtige?
"Es ist extrem schwierig, die privaten Versicherer zu vergleichen", so Weidenbach. Beraten lassen kann man sich bei den Verbraucherzentralen und Versicherungsberatern, denn beide "beraten verkaufsunabhängig. Und natürlich beim Bund der Versicherten."
Das gute alte Internet kann aber für den ersten Eindruck helfen:
- Der Bundesverband für Versicherungsberater listet alle unabhängigen Versicherungsberater in deiner Nähe auf.
- Auch die Verbraucherzentralen sind eine sichere Anlaufstelle für unabhängige Beratung.
- Eine günstige Alternative bietet die Stiftung Warentest für 19 Euro.
- Ganz umsonst und ideal für den allerersten Eindruck ist dieser PKV-Rechner. Die tatsächliche Versicherung solltest du aber besser nicht im Internet abschließen.
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