Das Studium Generale: Abwechslung vom Uni-Alltag

Nina Weidlich

Studium Generale

Fachidioten raus: Im Studium Generale lernen alle zusammen | Foto: Thinkstock/monkeybusinessimages

Das Studium Generale

Das Studium Generale gehört an vielen Universitäten zum festen Bestandteil des Lehrangebots – und doch ist es bei vielen Studierenden wenig bekannt oder wird unterschätzt. Dabei bietet es eine einzigartige Chance: über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, fachfremdes Wissen zu erwerben und neue Perspektiven zu entdecken. 

Was genau hinter dem Studium Generale steckt, warum es sich lohnt, daran teilzunehmen, und welche Themen typischerweise angeboten werden – das erfährst du hier.

Was ist das Studium Generale?

Das Studium soll dich in einem bestimmten Bereich zum Experten bzw. zur Expertin ausbilden. Das birgt die Gefahr, zum Fachidioten zu mutieren. Maschinenbauer /-innen, Mathematik- oder Philosophiestudierende bleiben meist unter sich, ihre Gesprächsthemen beschränken sich häufig auf ihr eigenes Fachgebiet. Mit anderen Studiengängen kommen sie höchstens in Kontakt, wenn sie in der Mensa ihren Vorurteilen freien Lauf lassen und über Klischee-Studenten à la BWL-Justus herziehen. Um diesen eingefahrenen Strukturen und Denkweisen entgegenzuwirken, bieten fast alle Hochschulen Veranstaltungen im Rahmen des Studium Generale an. Hier kommen Interessierte aus allen Fachbereichen zusammen, um sich neben den spezifischen Inhalten innerhalb ihres Studiengangs auch allgemeines Wissen aus anderen Bereichen anzueignen. In den meisten Fällen sind diese Veranstaltungen öffentlich – neben den Studis können also auch Gasthörer an den angebotenen Vorlesungen, Gastvorträgen, Exkursionen und Diskussionen teilnehmen.

Der Begriff „Studium Generale“ stammt aus dem Mittelalter und bezeichnete ursprünglich den Anspruch einer Universität, allgemeine Bildung für alle zugänglich zu machen. Heute versteht man darunter ein fachübergreifendes Lehrangebot, das sich an alle Studierenden einer Hochschule richtet – unabhängig von Studiengang oder Semester. Andere Bezeichnungen sind Studium Fundamentale, Studium Universale oder Studium Naturale. 

Das Studium Generale soll:

  • interdisziplinäres Denken fördern
  • gesellschaftliche, ethische und kulturelle Themen aufgreifen
  • kritisches Denken, Reflexionsfähigkeit und Allgemeinbildung stärken

Es ist ein Beitrag zur ganzheitlichen akademischen Bildung – jenseits von Notendruck und Fachspezialisierung.

Mit Zusatzqualifikationen beim Arbeitgeber punkten

Mit dem Studium Generale soll Grundwissen in Themenbereichen wie Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Rechtswissenschaften und Sozialwissenschaften vermittelt werden. Auch musische Fächer und Sprach- oder IT-Kurse werden im Studium Generale häufig angeboten. Dabei wird Wert darauf gelegt, die Inhalte möglichst lebensnah und praxisbezogen zu vermitteln – quasi als Abwechslung zu den vielen Momenten im Studium, in denen man denkt: Ob ich das im echten Leben jemals brauchen werde?

Das Ziel des Ganzen: Den Studenten wichtige Schlüsselkompetenzen mitgeben und damit auf das Berufsleben vorbereiten. Denn auch potenzielle Arbeitgeber sehen es gerne, wenn ein Bewerber in der Lage ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken und komplexe Zusammenhänge zu erkennen.

Freiwillig oder obligatorisch? 

Während die Teilnahme am Studium Generale an manchen Hochschulen freiwillig ist, sind die Zusatzkurse an anderen Unis verpflichtend und laufen da zum Beispiel auch unter Bezeichnungen wie "Optionalbereich". Auch von Fakultät zu Fakultät kann variieren, ob Kurse im Studium Generale belegt werden müssen oder nicht. Angerechnet werden dann aber tatsächlich nur die Leistungen, die in fachfremden Bereichen erworben wurden und mit dem eigentlichen Studium nicht zu tun haben.

Ob Leistungsnachweise innerhalb des Studiums erbracht werden müssen und wie viele ECTS verlangt werden, erfährst du auf den Info-Seiten deiner Universität.

Was wird angeboten?

Die Themen des Studium Generale sind vielfältig und reichen oft von Philosophie bis Klimapolitik, von KI bis Literatur. Häufige Formate sind:

  • Ringvorlesungen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen
  • Vorträge aus den Geistes-, Sozial- oder Naturwissenschaften
  • Seminare zur politischen Bildung, Ethik, Nachhaltigkeit
  • Workshops zu interkultureller Kompetenz oder Kommunikation
  • Kulturelle Veranstaltungen, Filmreihen oder Diskussionen

Damit du dir ein besseres Bild von den Angeboten machen kannst, hier ein paar fiktive Beispiele:

Gut zu wissen

Mehr zum Angebot findest du im Vorlesungsverzeichnis oder auf der Webseite deiner Uni.

Thema Möglicher Veranstaltungstitel
Gesellschaft & Politik Demokratie in der Krise?
Ethik & Digitalisierung Künstliche Intelligenz und Verantwortung
Kultur & Geschichte Literatur im Exil: Stimmen gegen das Vergessen
Umwelt & Zukunftsfragen Klimawandel und soziale Gerechtigkeit
Philosophie & Denken Was ist ein gutes Leben?

Gründe für das Studium Generale

Es gibt viele Gründe, die für ein Studium Generale spreche. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Horizonterweiterung: Du lernst Themen kennen, die nichts mit deinem Fach zu tun haben – und genau das macht es spannend.
  • Stärkung von Schlüsselkompetenzen: Kritisches Denken, Diskussion, Schreiben, ethische Urteilsbildung – Soft Skills, die im Berufsleben gefragt sind.
  • Unverbindlich und neugierig lernen: Oft ohne Prüfungsdruck – einfach aus Interesse teilnehmen, zuhören, mitdenken.
  • Teilweise anrechenbar: An manchen Hochschulen können Veranstaltungen des Studium Generale als Wahlpflicht- oder Schlüsselqualifikationsmodule eingebracht werden.
  • Interdisziplinärer Austausch: Du begegnest Studierenden aus ganz anderen Fachrichtungen – neue Kontakte, neue Denkweisen.

Grundsätzlich gilt: Das Studium Generale schadet nie. Ob es aber etwas für dich ist und du dich dafür entscheidest, ist letztlich eine ganz individuelle Entscheidung und hängt von deiner Studien- und Lebenssituation ab.

Tipps zum Studium Generale

Viele Unis empfehlen, das Studium Generale bereits in den ersten Semestern zu nutzen. Denn auch Kurse zum Zeit- und Lernmanagement, zum wissenschaftlichen Schreiben oder auch Mentoring-Programme zählen häufig zum Angebot.

Wenn die Teilnahme am Studium Generale für dich verpflichtend ist, solltest du diesen Pflichtteil möglichst früh abhaken. Vielleicht denkst du zu Beginn des Studiums, dass du die zusätzlichen Vorlesungen nicht bewältigen kannst – in den letzten Semestern wirst du aber froh sein, wenn du dich um die Pflichtkurse nicht mehr kümmern musst.

FAQ: Häufige Fragen

Was ist ein Studium Generale?

Das Studium Generale stellt keinen eigenen Studiengang dar. Es bietet lediglich die Möglichkeit Einblicke in andere Fachbereiche zu erlangen.

Ist das Studium Generale verpflichtend?

In einigen Fällen ist die Teilnahme an dem Studium Generale verpflichtend für Studierende. In den meisten Fällen ist die Teilnahme jedoch frewillig.

Warum an einem Studium Generale?

Die Teilnahme an einem Studium Generale hilft dabei, neben dem tagtäglichen Umgang mit seinem eigenen Studiengang auch andere Themenfelder kennenzulernen.

Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Das Studium Generale dient nur der Ergänzung deiner akademischen Ausbildung und führt nicht zum Erwerb eines akademischen Grades.
  • Je nach Universität ist die Teilnahme am Studium Generale freiwillig oder verpflichtend.
  • Um an den Veranstaltungen teilzunehmen, sind keine Vorkenntnisse im jeweiligen Themenbereich erforderlich.
  • Die Teilnehmerzahlen für sind oft begrenzt, deshalb ist eine Anmeldung über die Internetseiten der Hochschulen notwendig.

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