Endometriose Symptome: Diese Merkmale sind typisch

Sandra Ruppel - 12.01.2023

Endometriose Symptome

Starke Regelschmerzen sind ein typisches Symptom bei Endometriose | Foto: Yuris Alhumaydy/Unsplash

Was ist Endometriose?

Bei einer Endometriose siedelt sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut sehr stark ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutter an. Das Gewebe kann sich im Grunde überall im Körper anlagern, allerdings kommt eine Ansiedelung an verschiedenen Stellen im kleinen Becken der Frau am häufigsten vor: zum Beispiel an Blase, Darm, Harnleiter oder auch an den Eileitern. Bei einer Sonderform der Endometriose kommt das Gewebe in der Muskulatur der Gebärmutter vor, Fachbegriff dafür: Adenomyose.

Wie die Gebärmutterschleimhaut ist auch das Endometriose-Gewebe hormonabhängig und reagiert dementsprechend auf den Zyklus der Frau. Das heißt, wenn sie ihre Periode bekommt, wird nicht nur die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen, sondern auch das Endometriose-Gewebe beginnt zu bluten. Anders als das Periodenblut, das einfach aus dem Körper herausfließen kann, kann die Blutung, die von den Endometriose-Herden ausgeht, nicht einfach abfließen. Das kann zum einen zu massiven Schmerzen führen. Zum anderen können so aber auch Entzündungen, Verwachsungen und Verklebungen entstehen.

Endometriose Symptome: Massive Regelschmerzen

Starke Regelschmerzen können ein ganz typisches Symptom bei Endometriose sein – und gehören entgegen allem, was vielen von uns wahrscheinlich seit unserer ersten Periode immer wieder gesagt wird – eben nicht von Natur aus zur Regelblutung mit dazu. Weitere Symptome bei Endometriose können sein:

  • Unterbauchschmerzen, die auch unabhängig von der Menstruation stattfinden können oder schon einige Tage vor Beginn der eigentlichen Periode starten können
  • starke Regelblutung
  • Schmierblutungen
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder dem Stuhlgang
  • Schmerzen während des Eisprungs
  • Schmerzen beim Sex, teilweise auch noch danach
  • Schmerzen während der Untersuchung beim Gynäkologen oder der Gynäkologin
  • Ausbleiben einer Schwangerschaft, trotz gezielter Versuche schwanger zu werden

 

Endometriose erkennen

Laut Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die auch über das Portal frauengesundheit.de zur Verfügung gestellt werden, erkranken jedes Jahr etwa 40.000 Frauen an Endometriose. Zu erkennen, ob man selbst auch von einer Endometriose betroffen sein könnte, ist aber gar nicht so einfach.

Wer alle oder die meisten der Symptome bei sich wiedererkennt, sollte auf jeden Fall seinen Gynäkologen oder seine Gynäkologin darauf ansprechen. Allerdings ist es nicht immer so eindeutig – denn obwohl beispielsweise starke Regelschmerzen ein typisches Symptom bei Endometriose sind, haben diese Beschwerden nur etwa die Hälfte der Frauen, die von Endometriose betroffen sind. Die anderen 50 Prozent haben kaum oder sogar gar nicht mit diesem Merkmal zu kämpfen. Manche Frauen haben stattdessen vielleicht undefinierbare Schmerzen im Unterbauch, die ständig vorkommen – nicht nur während der Periode. Und wieder andere merken erst, dass sie Endometriose haben, wenn sie trotz Wunsch nicht schwanger werden.

"Endometriose ist wie ein Chamäleon"

"Endometriose ist so vielschichtig und unterschiedlich – wie ein Chamäleon", sagt Kathy Pandrick. Die examinierte Krankenschwester und pflegerische Abteilungsleiterin im Marienkrankenhaus in Schwerte, zu dem auch eine Frauenklinik und ein Endometriose Zentrum gehören, weiß, dass es teilweise mehrere Jahre dauern kann, bis eine Endometriose tatsächlich diagnostiziert wird: "Die betroffenen Frauen haben oft schon eine echte Odyssee an Arztbesuchen hinter sich, wenn sie zu uns in die Klinik kommen." Das liegt häufig eben auch genau daran, dass die Symptome nicht immer eindeutig sind.

Pandrick, die selbst auch von Endometriose betroffen ist, kennt diese verschiedenen Stationen und Abläufe ziemlich genau: "Sehr oft kommen Frauen zu uns in die Klinik", so Pandrick, "weil sie auch nach 1-2 Jahren nicht schwanger werden konnten. Wir überprüfen dann die Eileiterdurchgängigkeit und ob in der Gebärmuttermuskulatur Myome, also Muskelknoten sind. Nicht immer, aber häufig stellen wir bei diesen Untersuchungen eine bisher unentdeckte Endometriose fest."

Ein anderer typischer Verlauf ist nach Pandricks Erfahrung, dass Frauen beispielsweise wegen undefinierbarer, ständig vorkommender Schmerzen im Unterbauch zu ihren Gynäkolog*innen gehen und dann erstmal die verschiedenen Arten der Pille durchprobieren, die auf dem Markt zur Verfügung stehen. "Wenn sich dadurch nichts verbessert", so Pandrick, "folgen oft Untersuchungen wie Magen- oder Darmspiegelung oder eine Kernspintomographie. Und wenn auch die ohne Ergebnis bleiben, kann es sogar sein, dass den Frauen gesagt wird, es seien psychosomatische Beschwerden, die am ehesten ein Psychotherapeut behandeln kann."

Es fehlt an Wissen und Aufklärung

Ähnliche Erlebnisse und  Probleme, eine konkrete Diagnose zu bekommen, hatte auch die US-amerikanische Schauspielerin Mae Whitman, wie sie in ihrem Insta-Post beschreibt: "Während der letzten 20 Jahre war ich bei zahllosen Gynäkologen, um herauszufinden, was diese krassen Regelschmerzen verursacht. Fast alle haben mir entweder gesagt:

  1.  Regelschmerzen seien normal
  2. Ich solle die Pille nehmen (was an den Schmerzen aber nichts geändert hat und außerdem auch den Wachstum nicht stoppt)
  3. Dass die Chance besteht, dass ich eine rätselhafte Krankheit mit dem Namen Endometriose habe und meine einzige Chance, sie behandeln zu lassen, eine komplizierte Operation ist,  die in den meisten Fällen mindestens 7-10 Mal wiederholt werden muss und dabei nicht mal zwangsläufig gegen die Schmerzen hilft, sofern sie nicht von einem Endo-Spezialisten durchgeführt wird.

Keine Überraschung, dass ich danach absolut am Ende war. Ich wusste nicht mal, was Endometriose ist!"

Zwar gibt es laut BZgA inzwischen gute Erfahrungen dazu, wie es auf dem Ultraschall aussieht, wenn sich Endometriose-Gewebe an Gebärmutter, Eierstöcke oder Eileiter angesiedelt haben. Aber es gibt immer noch wenig Wissen darüber, wie Endometriose an selten vorkommenden Stellen aussieht oder sich äußert. Das heißt, eine Diagnose ist besonders dann schwer zu stellen, wenn sich die Beschwerden der Frauen von den ganz typischen abweichen oder die Endometriose an Stellen sitzt, die nicht offensichtlich sind.

Endometriose? So kannst du im ersten Schritt vorgehen!

Wer vermutet, vielleicht selbst von Endometriose betroffen zu sein, der sollte diese Vermutung zuerst mal mit dem eigenen Frauenarzt oder der eigenen Frauenärztin besprechen.

Hat man das Gefühl, hier nicht weiterzukommen oder nicht ernst genommen zu werden, empfiehlt Pandrick, sich an ein Endometriose-Zentrum überweisen zu lassen: "Wir sind darauf spezialisiert und unsere Ärzte erkennen auf dem Ultraschall sehr schnell, ob beispielsweise in der Muskulatur der Gebärmutter Endometriose-Herde vorhanden sind. Außerdem ist uns extrem wichtig, dass die Patientinnen sich mit ihren Schmerzen ernstgenommen fühlen", sagt die pflegerische Abteilungsleiterin.

Endometriose: Was sind Behandlungsmöglichkeiten?

Endometriose ist aktuell nicht heilbar. Aber es gibt einige Maßnahmen, die zu einer Besserung beitragen können.

Schmerzmittel

Zum einen kann man in enger Absprache mit seinen Ärzten schmerz- und krampflösende Medikamente einnehmen, um zumindest das Symptom der Regel- oder Unterbauchschmerzen einzudämmen.

Hormonpräparate

Laut BZgA kann auch eine Hormontherapie sinnvoll sein. Ziel ist, die Endometriose in einen möglichst inaktiven Zustand zu versetzen – und zwar, indem verhindert wird, dass sich die Gebärmutterschleimhaut auf- und wieder abbaut: Wenn die Periode ausbleibt, bleibt im Idealfall auch die Blutung der Endometriose-Herde aus, wodurch auch die Beschwerden gelindert werden. Aber natürlich funktioniert dieser Ansatz nur, solange die Frau keinen Wunsch nach einer Schwangerschaft hat. Und sofern die Behandlung durch Hormonpräparate für sie überhaupt in Frage kommt. Schließlich ist, wie auch bei der Verhütung durch die Pille, mit Nebenwirkungen zu rechnen.

Ernährung

Wissenschaftlich ist nicht belegt, dass eine Ernährungsumstellung die Endometriose lindert oder sogar heilt. Trotzdem hilft es manchen Frauen, ihre Ernährung auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung umzustellen und weitestgehend auf Zucker zu verzichten. Auch Kathy Pandrick hat damit teilweise gute Erfahrungen gemacht, das Marienkrankenhaus, an dem Pandrick beschäftigt ist, bietet deshalb eine Ernährungsberatung für Patientinnen an.

Entspannung

Auch hierzu gibt es keine wissenschaftlichen Belege, aber trotzdem kann Entspannung ein wichtiger Baustein sein, wie Pandrick betont: "Endometriose geht häufig mit chronischen Schmerzen einher. Erwartet man seine Periode, ist der Körper sowieso schon angespannt, weil man ja bereits weiß, dass man Schmerzen haben wird. Zu dieser Grundanspannung kommen die tatsächlichen Schmerzen während der Periode dann auch real hinzu", so Pandrick. "Es ist also ganz wichtig, hier etwas für sich zu tun und Entspannungsübungen zu machen. Progressive Muskelentspannung ist hilfreich, weil man hierbei wieder ein Gefühl dafür bekommt, wie sich Anspannung und Entspannung anfühlen." Auch Yoga und autogenes Training eignen sich zur Entspannung. 

Operation

Sicher nachweisen kann man Endometriose-Herde meist erst durch eine Bauchspiegelung. Wenn bei diesem Eingriff Endometriose-Gewebe gefunden wird, kann es auch direkt entfernt werden, was zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden führen kann. Es besteht die Chance, dass sich die Herde nicht neu bilden. Jedoch gibt es dafür keine Garantie und gegebenenfalls müssen neue Herde nach einiger Zeit nochmal entfernt werden.

Manche Frauen haben so starke Beschwerden, dass sie sich letztlich für eine Entfernung ihrer Gebärmutter und gegebenenfalls auch der Eierstöcke entscheiden. Das ist allerdings ein extremer Schritt und muss sorgfältig durchdacht sein. Denn damit ist jeglicher Kinderwunsch ausgeschlossen, die Frau wird sozusagen direkt in die Wechseljahre versetzt.

Welche Hilfen gibt es bei Endometriose?

Endometriose kann nicht nur starke körperliche Beschwerden verursachen, sondern auch für eine hohe psychische Belastung sorgen. Daher ist auch auf dieser Ebene Unterstützung entscheidend: "Der Austausch ist wichtig und das Gefühl, dass man nicht allein ist", sagt Pandrick, die zusammen mit ihrer Kollegin Sandra Saewe aus dem Krankenhaus eine Selbsthilfegruppe gegründet hat, die "Endometriose-Community". Die Treffen der Gruppe bieten Frauen einen geschützten Raum, um über ihre Erfahrungen mit ihrer Endometriose zu sprechen. "Wer zu uns kommt, ist vorher meist Patientin im Endometriose-Zentrum der Klinik gewesen", so Pandrick. "Aktuell besteht die Gruppe aus Frauen zwischen 17 und 49 Jahren aus allen Berufsgruppen und allen Gesellschaftsschichten."

Neben dem Austausch in einer Selbsthilfegruppe kann auch das Führen eines Schmerztagebuches hilfreich sein. Ebenso wie eine Beratung beim Sozialdienst: "Hatte man bereits eine Operation, um sich 'sanieren', also Endometriose-Herde entfernen zu lassen, kann man mitunter einen Antrag beim Versorgungsamt stellen", erklärt Kathy Pandrick, "je nachdem wie groß und schwerwiegend die OP war, könnte es sein, dass man als schwerbehindert eingestuft wird – das hört sich für die betroffenen Frauen immer erstmal dramatisch an, aber das ist eine Hilfe, die man in Anspruch nehmen sollte."

Wenn durch das Versorgungsamt eine Schwerbehinderung festgestellt wird, werden die Betroffenen mit bestimmten Leistungen unterstützt. Beispielsweise durch die Möglichkeit, Bus und Bahnen kostenlos nutzen zu können, exklusiv auf bestimmten Parkplätzen parken zu dürfen oder sogar durch einen Ausgleich bei Steuerzahlungen. "Die meisten wissen gar nicht, dass sie diese Möglichkeiten haben. Aber Zugang zu diesen Informationen sind ganz wichtig", so Pandrick.

Häufige Fragen

Was sind die Anzeichen von Endometriose?

Anzeichen für Endpmetriose sind vor allem starke Unterleibsschmerzen. Diese treten oft zusammen mit der Regelblutung, aber auch während oder nach dem Geschlechtsverkehr auf. Die Schmerzen können mal stärker, mal schwächer ausfallen und in den Unterbauch, den Rücken und die Beine ausstrahlen.

Wie fängt Endometriose an?

Die Symptome von Endometriose treten größtenteils während der Periode auf, wenn Teile des abnormen Gewebes zu bluten beginnen. Die typischen Beschwerden sind sehr schmerzhafte, schwere oder unregelmäßige Regelblutungen.

Was passiert wenn eine Endometriose nicht behandelt wird?

Endometriose kann im ganzen Körper Schmerzen verursachen. Folgen sind chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen, Blutungen in der Bauchhöhle und oftmals ungewollte Kinderlosigkeit.

Endometriose: kurz und knapp

  • In Deutschland sind laut BZgA etwa zwölf Prozent der Frauen von Endometriose betroffen.
  • Jedes Jahr erkranken hier etwa 40.000 Frauen an Endometriose.
  • Bei einer Endometriose lagert sich Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe auch an Stellen außerhalb der Gebärmutter im Körper der Frau an.
  • Das Gewebe ist an den Zyklus der Frau gekoppelt, sodass es parallel zur Periode zu Blutungen aus den Endometriose-Herden kommt.
  • Obwohl es sehr typische Symptome, wie beispielsweise starke Regelschmerzen, gibt, können die Beschwerden sehr vielfältig und uneindeutig sein.
  • Frauen, die vermuten, dass sie vielleicht betroffen sein könnten, sollten ihre Ärzte direkt darauf ansprechen und um einen Check bitten.
  • Hilfe gibt es außerdem in spezialisierten Endometriose-Zentren.
  • Weitere Infos und Hilfe bei der Suche nach Spezialisten oder Selbsthilfegruppen findest du auch auf der Seite der Endometriose Vereinigung.

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