Regelstudienzeit: Das solltest du wissen
Die Regelstudienzeit ist für Studierende unverbindlich. | Foto: Yaroslav Shuraev / pexels
Regelstudienzeit: ein Wettlauf gegen die Zeit?
Nicht immer ist es realistisch, die Regelstudienzeit einzuhalten. Bei lernintensiven Studiengängen wie Medizin oder Jura ist es sogar üblich, die Regelstudienzeit zu überschreiten. Darüber hinaus gibt es viele weitere Gründe, die verhindern, dass du dein Studium in der Regelstudienzeit abschließt. Das ist jedoch nicht automatisch ein großes Drama, du solltest die Regelstudienzeit nicht als Wettlauf gegen die Zeit verstehen. Wie wichtig die Regelstudienzeit tatsächlich ist und mit welchen Konsequenzen du rechnen musst, wenn du sie nicht einhältst, haben wir für dich zusammengestellt.
Definition
Die Regelstudienzeit ist die Zeit, die du idealerweise für dein Studium brauchst. Angegeben wird sie in Semestern. Für einen Bachelor-Studiengang beträgt die Regelstudienzeit meist sechs Semester, also drei Jahre.
Warum gibt es die Regelstudienzeit?
Ursprünglich wurde die Regelstudienzeit aus juristischen Gründen eingeführt: Stellte eine Universität einen Studiengang ein, kam es zu Klagen von Studenten, die ihren Abschluss auf diese Weise nicht machen konnten. Dank der Regelstudienzeit wissen alle, die ein Studium beginnen, dass sie es innerhalb der vorgegebenen Semesterzahl auf jeden Fall beenden können.
Die Regelstudienzeit ist knapp bemessen
Der Staat hat wenig Interesse daran, dass Studierende die Plätze in den Universitäten und Fachhochschulen über Gebühr lange belegen. Entsprechend wurde die Regelstudienzeit relativ knapp gehalten. Es gibt zwar die Möglichkeit, sie auch zu unterschreiten, aber das tun die wenigsten Studierenden.
Die Regelstudienzeit unterscheidet sich nach Fachbereichen, Studiengängen und Hochschulen:
- Diplom- und Masterstudiengänge: oft acht bis zehn Semester
- Medizin: zwölf Semester (das letzte Jahr ist allerdings das praktische Jahr)
- Bachelor an Universitäten: oft sechs Semester
- Bachelor an Fachhochschulen: oft acht bis neun Semester
- Master: zwei bis vier Semester
Wie lang genau die Regelstudienzeitfür dein Studienfach ist, kannst du der Studien- oder der Prüfungsordnung deines Fachbereichs entnehmen.
Wie lange dauert ein Studium im Durchschnitt?
Falls du befürchtest, dein Studium nicht innerhalb der angegebenen Semesterzahl zu schaffen, kannst du ganz beruhigt sein: Laut Statistischem Bundesamt beenden nur rund 40 Prozent aller Studierenden ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit. Der Großteil der Studierenden wird innerhalb der folgenden zwei Semester fertig.
Die Regelstudienzeit ist schnell überschritten
Wenn du dich komplett auf dein Studium konzentrieren und immer alles belegen kannst, was du gerade brauchst, schaffst du deinen Abschluss wahrscheinlich in der Regelstudienzeit. Allerdings läuft das Leben selten mehrere Jahre am Stück einfach wie am Schnürchen. Es gibt zahlreiche Gründe, aus denen Studierende die Regelstudienzeit überschreiten. Dazu zählen unter anderem
- Studentenjobs
- Krankheit
- Schwangerschaft
- Kinderbetreuung
- familiäre Einbindung z. B. in Pflege
- Arbeit in der Fachschaft
- Auslandssemester
- Praktika bzw. zu geringe Angebote für vorgeschriebene Praktika
- Universitätswechsel, bei denen nicht alle erbrachten Leistungen anerkannt werden
- nicht bestandene Prüfungen
- zu wenig Plätze in den Seminaren
Damit du das Studium in der Regelstudienzeit schaffst, musst du also nicht nur konzentriert lernen, sondern auch obendrein noch Glück haben.
Was passiert, wenn du die Regelstudienzeit überschreitest?
Die Universität oder Fachhochschule reagiert gar nicht darauf, dass du deine Regelstudienzeit überschreitest. Du überweist einfach wie üblich deinen Semesterbeitrag und belegst weiterhin Vorlesungen und Seminare.
Allerdings solltest du herausfinden, ob deine Universität für deinen Studiengang eine Höchstsemesterzahl angibt. Ist das der Fall, kannst du entweder nach dieser Zeit zwangsexmatrikuliert werden oder du musst Langzeitstudiengebühren bezahlen. Letztere sind bedeutend höher als der normale Semesterbeitrag.
Wenn du bemerkst, dass du wahrscheinlich die Höchstsemesterzahl überschreiten wirst, solltest du einen Termin mit der Studienberatung vereinbaren. Oft bekommst du hier Hilfe, sodass du dein Studium nach der langen Zeit nicht ohne Abschluss abbrechen musst.
Regelstudienzeit und BAföG
Beziehst du BAföG, spielt die Regelstudienzeit eine wichtigere Rolle für deinen BAföG Antrag: Die Überweisungen sind an die vorgegebene Semesterzahl gekoppelt. Das heißt, wenn du sie überschreitest, bekommst du die Unterstützung nicht mehr ausgezahlt und eine BAföG Verlängerung ist nicht mehr möglich. Zudem solltest du beachten, dass du ab dem fünften Semester deine Leistungsnachweise beim BAföG-Amt vorlegen musst.
Kannst du im Rahmen eines Antrags auf Verlängerung triftige Gründe für die Überziehung der Regelstudienzeitvorlegen, zahlt das BAföG-Amt oft weiter. Dazu zählen etwa das Arbeiten in einer Fachschaft, ein Auslandssemester oder eine Schwangerschaft.
Regelstudienzeit und Corona
Dass die Pandemie das Studium erschwert, ist auch den Verantwortlichen klar. Während Corona den Besuch der Universität oder der FH unmöglich machte, wurde die Zählung der Semester für die Regelstudienzeit ausgesetzt. Um ganz sicherzugehen, ob das auch für deine Hochschule gilt, solltest du ihre Website auf die entsprechenden Informationen hin durchsuchen.
FAQ: Häufige Fragen zur Regelstudienzeit
Die Regelstudienzeit im Überblick
- Die Regelstudienzeit gibt es, damit alle Studierenden sicher sein können, den gewählten Studiengang an der jeweiligen Hochschule innerhalb der genannten Semesterzahl beenden zu können.
- Insgesamt ist die Regelstudienzeit eher knapp bemessen, der Großteil der Studierenden braucht etwas länger für den Abschluss. Das ist nicht weiter schlimm.
- Wirst du zum Langzeitstudenten, darf die Universität Langzeitstudiengebühren erheben oder dich exmatrikulieren.
- Das BAföG ist an die Regelstudienzeit gekoppelt: Kannst du keine außergewöhnlichen Gründe anführen, stellt das Amt nach der Überziehung der Regelstudienzeit die Zahlungen ein.
- Während Corona wurde die Regelstudienzeit an den meisten Hochschulen vorübergehend ausgesetzt.
- Auf dem Arbeitsmarkt sind andere Dinge wichtiger als ein Abschluss innerhalb der Regelstudienzeit.
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