Studium abbrechen: Wann, warum und was dann?
Weitermachen oder abbrechen? Das Studium zu beenden ist keine Schande – entscheide aber mit Herz UND Kopf! | Foto: engin akyurt / Unsplash
Studium abbrechen: Was nun?
Grundsätzlich gibt es viele Gründe, aus denen du dein Studium anzweifeln könntest, aber nicht alle wiegen schwer genug, um dein Studium abzubrechen. Nimm dir also Zeit für diese wichtige Entscheidung und versuche (vielleicht auch mit Freunden /-innen und Familie) einen objektiven Blick auf die Situation zu werfen.
Dazu sind folgende Fragen hilfreich:
- Warum genau will ich abbrechen?
- Welche Probleme habe ich konkret?
- Können meine Probleme vielleicht gelöst werden?
- Was will ich statt des Studiums machen?
Lösungsansätze, Alternativen zum Studienabbruch und Möglichkeiten nach dem Studienabbruch, findest du bei uns.
Inhaltsverzeichnis
Definition Studienabbruch
Als Studienabbruch bezeichnet man ganz allgemein – wie auch beim Schulabbruch – das Beenden eines Studiums, ohne einen akademischen Abschluss (zum Beispiel Bachelor oder Master) erreicht zu haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob du erst seit wenigen Monaten oder schon seit mehreren Jahren studierst. Als Studienabbruch zählt das Ganze auch nur dann, wenn du das Studium zu keinem späteren Zeitpunkt doch noch fortsetzt. Egal, wie groß die Lücke ist: Hörst du auf zu studieren und machst später weiter, spricht man von einem unterbrochenen, nicht aber von einem abgebrochenen Studium.
6 Gründe fürs Studium abbrechen
Wenn du daran zweifelst, ob es sinnvoll ist, dein Studium weiterzuführen, kann es helfen, deine Situation genauer zu beleuchten, denn: Es gibt durchaus sinnvolle Gründe zum Studium abbrechen! Einige davon sind diese:
Übermäßiger seelischer oder körperlicher Stress
Regel Nummer 1: Hör auf deinen Körper! Wenn das Studium dir einfach zu viel abverlangt, ist es an der Zeit abzubrechen. Dabei spielt es keine Rolle, wie sich der übermäßige Stress im Einzelnen äußert. Für jemanden, der oder die Sport studiert, können es zunehmende Gliederschmerzen, Erschöpfung und ein erhöhtes Ruhebedürfnis sein. Für Studierende aus dem Bereich Jura vielleicht häufige Stimmungstiefs, negative Gedankenspiralen und Antriebslosigkeit.
Das alles sind keine "normalen" Begleiterscheinungen eines Studiums und du solltest dich selbst auch auf keinen Fall als "zu schwach" oder gar "zu dumm" für ein Studium sehen. Manchmal soll es eben einfach nicht sein und das kündigt dir dein Körper zeitnah an. Wenn das passiert, ignoriere die Anzeichen nicht und überlege stattdessen, was du verändern kannst.
Überforderung
Wenn die Arbeitsbelastung extrem hoch ist, fällt es schwer, die Motivation genauso hoch zu halten. Manche Studiengänge sind einfach von Natur aus umfangreicher und arbeitsintensiver als andere und nicht jede /-r kommt damit zurecht. Auch eine hohe Prüfungslast kann dich schnell erdrücken und es kommt darauf an, wie viel Arbeit dir dein Abschluss wirklich wert ist.
Besonders anspruchsvolle Studiengänge sind in diesem Zusammenhang beispielsweise:
Wenn du also nicht weiterkommst, sieh dich vielleicht nach alternativen Studiengängen mit ähnlichen Themenkomplexen aber etwas geringerer Arbeitslast um.
Langeweile
Genauso schlimm wie Überforderung kann auch Unterforderung sein. Schließlich gibt es als Pendant zum Burnout auch das sogenannte Boreout. Wenn dich die Themen in deinem Studium einfach nicht fesseln, du dich mehr schlafend als wach durch die Vorlesungen quälst und deine Hausarbeiten zäh fließen wie Kaugummi, solltest du vielleicht das Niveau anheben. Möglicherweise bist du auch einfach schneller als deine Kommilitonen /-innen und möchtest mehr Kurse gleichzeitig belegen. Bei diesen Problemen kann dir die Studienberatung deiner Hochschule auf jeden Fall weiterhelfen.
"Verwählt"
"Sorry, verwählt" – das kann auch beim Studium vorkommen. Wenn du dir grundlegend andere Inhalte vom Studium versprochen hast, wird es Zeit umzudenken. Die gute Nachricht: Das Studium abzubrechen, ist hier nicht zwingend erforderlich, auch ein Wechsel kommt infrage. Das ist zwar mit ein wenig bürokratischem Aufwand verbunden, aber beileibe keine Seltenheit. Im Studierendensekretariat deiner Hochschule erfährst du alles, was du in diesem Fall beachten musst.
Umorientierung
Wenn du in dein Studium startest, kommst du in der Regel frisch aus der Schule und mit 18 Jahren kann nun wirklich keine /-r von dir verlangen, schon ganz genau zu wissen, was du eigentlich vom Leben willst. Vielleicht hast du dich einfach dazu entschieden, Germanistik zu studieren, weil es im Deutsch LK in der Schule gut lief – und daran ist auch absolut nichts auszusetzen. Wenn du als junge /-r Erwachsene /-r dann aber merkst, dass deine Prioritäten ganz woanders liegen, scheu dich nicht auch das Abbrechen deines Studiums in Erwägung zu ziehen. Nur weil du Abitur gemacht hast, heißt das nicht, dass zum Beispiel eine handwerkliche Ausbildung nach dem Abitur "unter deinem Niveau" sein muss.
Finanzen
Ein ärgerlicher aber trotzdem häufiger und legitimer Grund das Studium abzubrechen: die Finanzierung. Studierende haben ja allgemein den Ruf, chronisch knapp bei Kasse zu sein und leider ist das auch in den allermeisten Fällen traurige Realität. Dein Studium ist deine Vollzeittätigkeit und nebenbei ist zumeist maximal ein Nebenjob auf 450-Euro-Basis drin. Ohne weitere Unterstützung reicht das zum Leben vorne und hinten nicht.
Eine große Hilfe kann BAföG sein, aber hier kommt es darauf an, ob für dich ein hoher Förderungsbetrag überhaupt infrage kommt. Bist du beispielsweise in der ungünstigen Situation, dass deine Eltern sehr viel verdienen und vielleicht sogar Eigentum besitzen, dich aber trotzdem nicht finanziell unterstützen können oder wollen – tja, dann hast du schlechte Karten. Eventuell kannst du in diesem Fall elternunabhängiges BAföG beantragen.
Auch ein Stipendium kann dir aus der Klemme helfen, das ist aber tendenziell an die gleichen Bedingungen und zusätzlich deine Noten geknüpft.
Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren ist es zwar schade, aber auf jeden Fall nachvollziehbar, wenn das Studium abbrechen zur realistischen Alternative wird. Was hier für dich Infrage kommt, ist zum Beispiel ein duales Studium, bei dem du bereits parallel arbeitest und mehr als 450 Euro im Monat verdienst. Ein solches Studium ist allerdings auch mit deutlich mehr Aufwand verbunden.
Probleme und Lösungen: Alternativen zum Studium abbrechen
Auch wenn bei dir gerade gefühlt alles den Bach runtergeht, gibt es doch für so gut wie jedes Problem eine Lösung!
Um die zu finden, hilft es, dir ganz konkret zu überlegen, was überhaupt deine Probleme sind. Nimm dir einen Moment Zeit, um sie in deinem Kopf zu ordnen und plane dann deine nächsten Schritte. Ein paar häufige Probleme im Studium und was du gegen sie unternehmen kannst, haben wir hier für dich zusammengetragen:
Die Organisation deines Studiums fällt dir schwer
Verständlich, denn Studieren ist einfach was ganz anders als zur Schule gehen. Während dir in der Schule genau gesagt wurde, was du wann zu erledigen hast, bist du dafür an der Uni selbst verantwortlich. Das kann einem schnell über den Kopf wachsen.
Deine erste Anlaufstelle ist in diesem Fall das Studienbüro deiner Fakultät. Kann man dir dort auch nicht optimal helfen, such dir eine /-n Kommilitonen /-in im nächst höheren Studiengang (z.B. Master). Er oder sie hat bereits hinter sich, was noch auf dich zukommt, und kann dir deshalb meist weiterhelfen.
Du kommst mit dem Lernen nicht hinterher
Passiert – und zwar jedem irgendwann mal! Jetzt gilt es herauszufinden, ob du generell überlastet bist oder einfach die falsche Lernmethode benutzt. Probiere in diesem Fall einfach mal etwas Neues aus und trete vielleicht einer Lerngruppe bei.
Dir fehlt Freizeit
Jedes Studium ist auf seine Art anspruchsvoll, aber keines sollte dich 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche auf Trab halten. Wenn dir der Ausgleich fehlt, versuch im Studium etwas kürzer zu treten und klammere dich nicht zu sehr an die Regelstudienzeit. Ob du die einhältst, ist eigentlich nur für die Universität relevant (die bekommt nämlich nur für Studierende innerhalb der Regelstudienzeit entsprechende Fördergelder vom Land) und nur selten für deine /-n spätere /-n Arbeitgeber / -in.
Du fällst häufig durch Prüfungen
Das muss nicht zwingend etwas über deine Eignung für den Studiengang aussagen! Wenn du zum Beispiel unter großer Prüfungsangst leidest, kannst du dein Potenzial nur selten wirklich ausschöpfen. Versuche es in diesem Fall mit Entspannungs- und Achtsamkeits-Methoden wie Meditation, Yoga, oder autogenem Training.
Gleichzeitig kann es auch hier helfen, deine Lernmethode abzuändern oder die Anzahl der Prüfungen pro Semester, wenn möglich, zu reduzieren.
Du bist lustlos / dir fehlt die Motivation
Prokrastination wird das Phänomen genannt, anstehende Aufgaben auf unbestimmte Zeit aufzuschieben –in Problem, mit dem viele Studierende zu kämpfen haben. Hier neuen Schwung zu holen, kann sehr anstrengend sein. Als ersten Schritt überlege dir, warum du das Studium damals überhaupt angefangen hast, was du mit deinem Abschluss machen willst und wie viele neue Möglichkeiten er dir eröffnen wird. Aus einer Spirale auszubrechen, ist nie ganz einfach, also nimm auch hier die Hilfe von Freunden /-innen und Familie an.
Du findest nur schwer Anschluss
Das Studium sollte dir Spaß machen und auch eine Möglichkeit für dich sein, neue Bekanntschaften zu schließen. Wenn das nicht gelingt und du das Gefühl hast, als einsamer Wolf durchs Studium zu gehen, kann das sehr belastend sein. Darüber hinaus ist an der Uni auch nicht selten Teamwork gefragt, ob es nun um Referate, Projekte oder Lern- und Schreibgruppen geht. Vielleicht möchtest du deinen Kommilitonen /-innen lieber außerhalb des akademischen Kontexts besser kennenlernen? Dann wären die klassischen Semesterstart und -ende Partys eine gute Möglichkeit. Auch beim Hochschulsport kannst du gut neue Kontakte knüpfen.
Möglichkeiten
Du hast das Gefühl, mit deinem Studium in einer Sackgasse zu stecken. Jetzt ist nichts zu spät oder verloren, aber an der Zeit umzudenken.
Studienfach wechseln
Wenn das Studienfach einfach nicht deinen Erwartungen entspricht, du aber trotzdem studieren möchtest, kannst du einen Wechsel in ein anderes Fach in Erwägung ziehen. Die nötigen Formalitäten erfährst du im Studierendensekretariat.
Die Methode verändern
Du bist eher der menschenscheue Typ und die Uni ist dir einfach zu groß, zu voll und zu laut? Kein Grund gleich alles hinzuschmeißen. Erwäge stattdessen, dein Studium an einer Fernuni fortzusetzen, um von zu Hause aus alles erledigen zu können, was anfällt. Behalte aber im Hinterkopf, dass ein Fernstudium trotzdem viele Herausforderungen mitbringen kann.
Hochschule wechseln
Du bist an einer traditionsreichen und ehrwürdigen Uni (zum Beispiel der Universität Bonn) eingeschrieben und bemerkst, dass dir dort alles ein wenig zu "steif" ist? Dann wechsle zu einer anderen Hochschule und schau, ob dir dein Studium dort wieder mehr Spaß macht. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Hilfe annehmen
Du musst nicht allein durch alles durch, auch wenn es sich im Studium manchmal so anfühlt. Studierendensekretariat, das Studienbüro deiner Fakultät und deine Kommilitonen /-innen sind wertvolle Informationsquellen, wenn dir mal völlig der Überblick fehlt. Nimm alle Hilfe, die du bekommen kannst, bevor du einfach aufgibst.
Ausbildung statt Studium
Die Entscheidung, dein Studium abzubrechen, steht fest – was nun? Eine Ausbildung ist auf jeden Fall eine gute Idee und danach ist für dich eine Wiederaufnahme des Studiums keinesfalls ausgeschlossen.
Gap Year
Manchmal braucht man vor allem eines: Zeit zum Nachdenken. Verschaff dir die mit einem Gap Year, in dem du ehrenamtlichen Tätigkeiten nachgehst, Work and Travel machst, oder dich an einem WWOOFing-Projekt beteiligt. Danach kannst du mit neuem Schwung dort weitermachen, wo du auch wirklich weitermachen willst.
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Studium abbrechen
Studium abbrechen auf einen Blick
- Ein Studium abzubrechen kann viele verschiedene Gründe haben – überlege dir genau, was deine sind und wo deine Probleme liegen.
- Versuche Lösungen für deine Probleme zu finden und nimm dafür ohne schlechtes Gewissen Hilfe in Anspruch: So gut wie alles lässt sich irgendwie wieder in Ordnung bringen!
- Umzudenken kann Wunder wirken – probiere neue Lernmethoden aus, wechsel an eine Fernuni oder versuche, die Arbeitslast pro Semester zu reduzieren. Auch ein Gap Year kann helfen, den Kopf freizubekommen.
- Stress, Über- und Unterforderung, Umorientierung und finanzielle Probleme sind einige absolut legitime Gründe ein Studium abzubrechen. Du musst dich für nichts schämen und niemandem etwas beweisen!
Das könnte dich auch interessieren
Weitere hilfreiche Themen rund ums Studium findest du hier:
Prüfungsstress: Das kannst du dagegen tun!
Jetzt lesenLerngruppe: Effektiv gemeinsam lernen
Jetzt lesenGap Year: Alle Infos zum Lückenjahr
Jetzt lesenArtikel-Bewertung:
Anzahl Bewertungen: 444