Lerngruppe: Effektiv gemeinsam lernen

Michael Klitzsch

Lerngruppe

Sucht euch einen ruhigen Ort fürs Gruppenlernen | Foto: Thinkstock/Peter M. Fisher/Fuse

Lerngruppe: gemeinsam lernen

Wenn du dich im Studium zum ersten Mal auf eine Klausur vorbereiten musst, stellst du schnell fest: Verglichen damit war das Abi nix. Der Lernaufwand ist viel höher, der Stoff viel umfangreicher, die Klausurenphase stressiger. Um das alles zu bewältigen, gilt es, Lerntechniken zu finden, die dir helfen, dich effektiv auf deine Prüfungen vorzubereiten. dazu kannst du verschiedene Lernmethoden ausprobieren oder es auch mal mit einer Lerngruppe versuchen. Die sind an der Uni ziemlich verbreitet und eine bewährte Methode für die Prüfungsvorbereitung. 

Worauf es dabei ankommt, wie du das Lernen in einer Lerngruppe effizient gestaltest und worauf es ankommt, haben wir dir hier zusammengestellt.

Wie groß sollte die Lerngruppe sein?

Wer sich dafür entscheidet, im Team zu lernen, sollte sich seine Truppe bewusst aussuchen. Kennt man die Mitstreiter? Passt die Chemie? "Das ist elementar für das Gelingen einer Lerngruppe", erklärt Professor Werner Heister, Autor des Buches "Studieren mit Erfolg: Effizientes Lernen und Selbstmanagement".

Der Experte rät zu kleinen Lerngruppen: Zwei können schon reichen, drei bis vier seien optimal. "Bei größeren Gruppen kann es schnell zu problematischen Dynamiken kommen." Am Anfang heißt es dann: gemeinsame Ziele festlegen, Regeln auf stellen, das Vorgehen klären. Wenn es Streit gibt oder Termine nicht eingehalten werden, gilt es, rasch zu reagieren, macht Heister deutlich: "Trennen Sie sich schnell und konsequent von der Gruppe oder einzelnen Gruppenmitgliedern, die nicht in die Gruppe passen oder nicht angemessen mitwirken. In einer schlechten Lerngruppe mitzuwirken, ist vertane Zeit."

Teamwork steigert die Effizienz

Wer im Team Lernerfolge feiern will, muss sich auch fürs Team einsetzen, die Bedürfnisse der Mitstreiter berücksichtigen. "Teamplaying steigert die Effektivität und Effizienz von Lerngruppen immens", sagt Heister. Konkret heißt das: Termine gemeinsam festlegen und einhalten. Vorbereitet zu den Treffen kommen. Wenn ein Teamkollege auf dem Schlauch steht, nochmals das Problem besprechen und geduldig erklären.

Auch eine klare Organisation hilft beim Teamwork, der Experte rät: "Bestimmt stets ein Gruppenmitglied, das jeweils ein konkretes Lerntreffen vorbereitet und nachbereitet, damit jedes Treffen effektiv und effizient verläuft."

Spaß und Belohnung sind wichtig!

Miteinander lernen sollte nicht nur in angestrengtem Büffeln enden, sondern auch Spaß machen. Und das geht beim Umgang miteinander los, erklärt der Experte: "Sei positiv, lobe, spende Applaus, sage: 'Danke!' und 'Gut gemacht!' – jedes Lob spornt an."

Bereits Comenius, der Verfasser der Didactica Magna (1650), hat erkannt: "Alles, was beim Lernen Freude macht, unterstützt das Gedächtnis." Also: mit dem Lernstoff spielen, herumblödeln, ihn plastisch erklären. Heister: "Arbeitet mit Musterfirmen, Musterfällen oder Mustermenschen, um den Lernstoff noch merk-würdiger, also brainfriendly zu gestalten." Auch wichtig: nach getaner Arbeit eine gemeinsame Belohnung genießen, zum Beispiel ein leckeres Essen beim gemeinsamen Lieblingsitaliener.

Lernerfolge festhalten und teilen

Die zusammenerrungenen Lernerfolge müssen festgehalten werden. Dabei helfen schlaue Umsonst-Gimmicks aus dem Netz wie gemeinsame Lernmaterial-Ordner, auf die jeder mit seinem Computer Zugriff hat, am PC erstellte Mind Maps für gehirngerecht aufbereiteten Lernstoff oder elektronische Lernkarteien.

Auch möglich: wechselseitig zu lernende Inhalte in eine Audiodatei sprechen und gemeinsam nutzen. Der Experte rät zum durchdachten Sharing: "Teilen Sie alle Lernmaterialien geplant und konsequent. Damit verringert sich der Aufwand für jeden Einzelnen." Und irgendwann muss das Büffeln dann auch mal ein Ende haben. Heister empfiehlt: "Gut vorbereitet sollten zwei Stunden für eine Gruppensitzung reichen. Wer länger lernt, sollte im Stoff abwechseln und sich immer wieder kurze Pausen gönnen."

Lerngruppe: Das sind die Vor- und Nachteile

Wie gut du in einer Lerngrupe klarkommst und ob du dort tatsächlich effektiver lernen kannst, lässt sich pauschal nicht beantworten, denn wie bei allem, was das Lernen betrifft, ist auch das eine Typsache. Manch eine brauht absolute Ruhe ode ihre gewohnte Umgebung Zuhause in ihrem Zimmer, um sich wohlzufühlen, andere profitieren total vom Austausch mit anderen. Probiere es am besten aus und finde für dich heraus, wie du am besten zurechtkommst, denn neben den Vorteilen kann eine Lerngruppe auch Nachteile haben.

Die Vor- und Nachteile auf einen Blick

Vorteile Nachteile
✔️ Gemeinsames Lernen fördert Verständnis ❌ Unterschiedliche Lernstile und -geschwindigkeiten
✔️ Motivation und Unterstützung ❌ Ablenkungen und soziale Interaktionen
✔️ Vielfältige Perspektiven und Ideen ❌ Zeitmanagement
✔️ Verbesserung von Kommunikations- und Teamfähigkeiten ❌ Gruppenzwang
✔️ Effektive Vorbereitung auf Prüfungen ❌ Abhängigkeit von der Gruppe

Lerngruppen effizient gestalten

Mit anderen Studierenden zusamnenzukommen und gemeinsam zu lernen, kann sehr motivierend sein, aber natürlich besteht auch die Gefahr, dass man sich in der Gruppe ablenkt, weil man sich auch privat austauscht, verquatscht und dabei einfach die Zeit vergisst. Damit das Lernen nicht zu kurz kommt, gibt es ein paar Tipps, mit denen ihr das Lernen in eurer Lerngruppe effizient gestalten könnt.

  1. Klare Ziele setzen: Zu Beginn jeder Sitzung sollten klare Ziele festgelegt werden. Was genau wollt ihr in der Stunde erreichen? Das hilft, fokussiert zu bleiben und die Zeit optimal zu nutzen.
  2. Zeitmanagement beachten: Legt eine feste Dauer für die Lerngruppe fest, zum Beispiel ein bis zwei Stunden. Ganz wichtig dabei: Pausen einplanen! Wenn die Gruppe zu lange zusammen lernt, kann die Konzentration schnell nachlassen.
  3. Verantwortung teilen: Jeder und jede in der Gruppe kann eine bestimmte Rolle übernehmen, z. B. jemand erklärt ein Thema, ein anderer kümmert sich um Notizen oder stellt Fragen. Das verteilt die Verantwortung und hilft, das Engagement zu steigern.
  4. Regelmäßige Treffen: Setzt regelmäßige Treffen an festen Tagen und Zeiten an, um eine Routine zu entwickeln. So bleibt das Lernen kontinuierlich und es gibt weniger Ausreden, es zu verschieben.
  5. Ablenkungen vermeiden: Stellt sicher, dass alle Mitglieder wirklich konzentriert sind – Handys auf stumm, keine Nebengespräche und klare Pausenzeiten. Wenn Ablenkungen auftreten, darauf hinweisen und zurück zum Thema kommen.
  6. Abwechslung im Lernansatz: Verwendet verschiedene Methoden, um das Material zu bearbeiten: Zusammenfassungen, Quizze, Diskussionen oder das Erklären von Themen. Das hält die Gruppe engagiert und fördert das Verständnis.
  7. Feedback geben und annehmen: Seid offen für konstruktives Feedback. Wenn jemand ein Konzept nicht ganz verstanden hat, ist das eine Chance, es aus einem anderen Blickwinkel zu erklären und zu vertiefen.
  8. Auf alle Rücksicht nehmen: Es ist ganz normal, dass die eine ein Thema schneller versteht als ein anderer. Gebt auch den Langsameren unter euch Raum, gesteht ihnen zu, mehrmals nachzufragen und werdet nicht ungeduldig. Dafür arbeitet ihr schließlich im Team.

Die passende Lerngruppe finden

Die ganzen Tipps sind schön und gut, eine wichtige Frage haben wir aber noch nicht geklärt: Wie findest du eigentlich eine Zielgruppe? Nicht immer kennt man alle Leute in den Kursen, die Leute, mit denen du dich gut verstehst, lernen lieber alleine oder haben keine Zeit und in interdisziplinären Studiengängen sitzt eh in jedem Kurs jemand anders. was also kannst du tun?

  1. Sprich aktiv Kommiltonen /-innen an: Oft hilft schon ein kurzer Satz wie: "Hey, hast du Lust, mal zusammen zu lernen?" Viele Studierende sind ebenfalls auf der Suche, trauen sich aber nicht, den ersten Schritt zu machen.
  2. Nutze Uni-Plattformen und Gruppen wie Moodle, ILIAS, Stud.IP, WhatsApp-Gruppen, Schwarze Bretter oder digitale Foren deiner Fakultät. Poste einfach „Suche motivierte Leute für eine Lerngruppe in [Kursname] – wer hat Lust?“
  3. Arbeite mit Leuten aus Seminaren / Übungen zusammen: Wenn du mit jemandem gut in Gruppenarbeiten funktionierst oder oft nebeneinander sitzt, frag einfach mal. Gemeinsame Übungen sind ein guter Anknüpfungspunkt.
  4. Nimm an Tutorien und Lerntreffen teil: Dort triffst du automatisch Leute, die motiviert sind – und kannst gleich sehen, ob ihr gut auf einer Wellenlänge seid. Manche Unis bieten auch organisierte Lerngruppen über Lernzentren an.
  5. Achte auf passende Lernziele und Vibes: Eine gute Lerngruppe funktioniert am besten, wenn ihr ähnliche Ziele habt, euch in Lernstil und Tempo ergänzt und verlässlich und motiviert seid. Und wenn’s doch nicht passt: Kein Drama. Einfach weitersuchen.

FAQ: Häufige Fragen

Wie lernt man am besten in einer Lerngruppe?

Es gibt einige Dinge die man bei einer Lerngruppe beachten sollte. Beispielsweise sollte man sich am Anfang überlegen, wie viele Personen man für die Themen braucht, eine zu große oder zu kleine Anzahl ist kontraproduktiv. Außerdem sollten Ziele im Vorfeld festgelegt werden, um die Arbeit besser zu strukturieren.

Wie effizient sind Lerngruppen?

Lerngruppen sind eine gute Möglichkeit um eine große Anzahl an Lerninhalten, in einem kurzen Zeitraum zu bearbeiten. Allerdings ist die Koordination von mehreren Personen nicht ganz einfach.

Wie verläuft die Arbeit gut in einer Lerngruppe?

Es ist wichtig das niemand sich benachteiligt oder ausgeschlossen fühlt. Natürlich können ein oder zwei die Koordination übernehmen aber es sollte keine Hierarchie geben. Außerdem sollte der Spaß nicht zu kurz kommen, nach einer längeren Arbeitszeit darf auch mal etwas anderes unternommen werden.

Im Überblick: Das Wichtigste zur Lerngruppe

  • Lerngruppen bieten die Möglichkeit, Wissen zu teilen und schwierige Themen durch Diskussionen besser zu verstehen.
  • Das Lernen in einer Lerngruppe kann dazu führen, dass du motivierter bist, da die anderen Mitglieder zur regelmäßigen Teilnahme und zum Lernen anregen.
  • Jedes Gruppenmitglied bringt unterschiedliche Ideen und Lösungsansätze ein, was das Lernen bereichern kann.
  • Durch das Erklären und Diskutieren von Inhalten in der Gruppe werden wichtige Fähigkeiten wie Kommunikation und Zusammenarbeit gestärkt.
  • Eine Lerngruppe kann auch Ablenkungen und Zeitmanagement-Probleme verursachen, besonders wenn nicht alle das gleiche Lerntempo haben.

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