Wirtschaftsprüferexamen

Birte Schmidt

Wirtschaftsprüferexamen

Für das Examen zum Wirtschaftprüfer musst du eine Menge lernen. | Foto: Milkos/Getty Images

Das Wirtschaftsprüferexamen: Hohe Anforderungen

Das Wirtschaftsprüferexamen ist gefürchtet. Nicht nur der lernaufwand ist immens hoch. Auch die Durchfallquote ist extrem hoch. Grund dafür ist die riesige Menge an Lernstoff. Denn allein schon, um dein Wissen aus den Gebieten Prüfungswesen, Unternehmensbewertung, Berufsrecht, angewandte BWL, VWL, Wirtschaftsrecht und Steuerrecht in den vier- bis sechsstündigen Klausuren schnell genug abrufen zu können, musst du als Prüfling alles geben. 

Die Wirtschaftsprüferkammer, die für das Examen zuständig ist, hält den Anspruch trotzdem für gerechtfertigt. Schließlich sei die Erwartung an die Qualität der Arbeit für Wirtschaftsprüfer ebenfalls besonders hoch. Wir haben für dich Tipps gesammelt, wie du dich am besten auf dein Wirtschaftsprüferexamen vorbereitest.

Was ist das Wirtschaftsprüferexamen?

Das Wirtschaftsprüferexamen ist die zentrale staatliche Prüfung in Deutschland, die du ablegen musst, damit du die Zulassung als Wirtschaftsprüfer oder Wirtschaftprüferin erhältst. Anders gesagt: Möchtest du als Wirtschaftsprüfer /-in tätig sein, führt am Bestehen dieser Prüfung kein Weg vorbei. Allerdings gilt diese Prüfung als eines der anspruchsvollsten Berufsexamen im wirtschaftsnahen Bereich, das eine immense Vorbereitung erfordert. Wer die Prüfung besteht, darf gesetzliche Jahresabschlussprüfungen durchführen und genießt ein hohes berufliches Ansehen.

Das sind die Zulassungsvoraussetzungen

An so einer Prüfung kannst du natürlich nicht einfach so teilnehmen. Für das Examen musst du bestimmte fachliche und praktische Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören:

  • ein abgeschlossenes wirtschaftswissenschaftliches Hochschulstudium (oder ein gleichwertiger Abschluss)
  • mindestens drei Jahre einschlägige Berufserfahrung
  • Alternativ: Steuerberater /-in mit Zusatzpraxis

💡 Tipp: Detaillierte Infos findest du bei der Wirtschaftsprüferkammer (WPK).

Das richtige Studium für Wirtschaftsprüfer /-innen

Schon deine Studienwahl kann über Erfolg und Misserfolg auf dem Weg zum Wirtschaftsprüfer bzw. zur Wirtschaftsprüferin entscheiden – oder dir dein Examen zumindest wesentlich erleichtern. Genau wie 85 Prozent der Wirtschaftsprüfer, die einen wirtschaftswissenschaftlichen Studienhintergrund haben, tust du dir einen großen Gefallen, wenn du BWL oder VWL studierst – auch wenn dies keine Zulassungsvoraussetzung für den Beruf ist. 

Trotzdem erleichtert es die Vorbereitung auf das Examen, in dem viele entsprechende Kenntnisse abgefragt werden, enorm. Manche Studiengänge bieten sogar "Wirtschaftsprüfung" oder aber "Betriebliche Steuerlehre", "Steuerrecht" oder "Wirtschaftsrecht" als Spezialisierung an – das ist dann natürlich ideal!

Suche deine Hochschule gezielt aus

Sinnvoll ist es also, wenn du deine Hochschule gezielt danach aussuchst, wo du bereits einen entsprechenden Studienschwerpunkt legen kannst. Erste Hochschulen, darunter zum Beispiel Düsseldorf, Lüneburg, Frankfurt und Mannheim, bieten sogar bereits Masterstudiengänge an, in denen du ganz gezielt auf den Beruf des Wirtschaftsprüfers bzw. der Wirtschaftsprüferin vorbereitet wirst.

Entweder absolvierst du dabei ein Masterstudium nach §8a der Wirtschaftsprüferordnung und sparst dir die Prüfungen in den Fächern Angewandte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschaftsrecht. Oder aber du machst deinen Master nach §13 b der Wirtschaftsprüferordnung – dann prüft eine zuständige Prüfstelle, ob und welche Studieninhalte dir für dein Examen anerkannt werden.

Wie wichtig ist Praxiserfahrung?

Bevor du das Wirtschaftsprüferexamen ablegen darfst, musst du zunächst drei bis vier Jahre Praxiserfahrung sammeln. Ratsam ist, wenn du direkt oder zumindest sehr frühzeitig damit beginnst, neben der Arbeit für dein Examen zu lernen. Später wirst du dann von deinem Arbeitgeber zum Teil für mehrere Monate freigestellt, um dich ganz auf die Prüfungsvorbereitung zu konzentrieren. In dieser Zeit kannst du dir dann auch die Klausuren der früheren Jahre vornehmen und sie bearbeiten.

Wirtschaftsprüferexamen: Lernen mit Plan

Einfach mal so loslernen funktioniert angesichts der Menge allerding einfach nicht. Deshalb brauchst du einen guten Plan. Am besten fängst du mit den Lerninhalten an, die auf jeden Fall gesetzt sind. Außerdem solltest du dir lieber zunächst breites Fachwissen aneignen und erst später in die Tiefe lernen. Nachdem du die wichtigsten Begriffe und Definitionen gelernt hast, solltest du unbedingt dazu übergehen, dein Wissen auch anzuwenden. Indem du Probleme löst, findest du Verknüpfungen und kannst dir das Gelernte viel besser merken. Übrigens: Vergiss nicht, regelmäßig zu wiederholen. Studien zufolge merken wir uns nämlich lediglich 15 Prozent des Gelernten wirklich dauerhaft, wenn wir es nicht wiederholen.

Gut beraten bist du auch mit einem speziellen Prüfungsvorbereitungskurs, den zahlreiche Akademien und Institute anbieten. Sie haben die sich ständig ändernden Anforderung im Blick und helfen dir dabei, den Überblick zu behalten.

Möglichkeiten zur Vorbereitung:

  • Fernkurse (z. B. Knoll, WLW, Dr. Bannas)
  • Präsenzlehrgänge
  • Selbststudium mit Fachliteratur und Altklausuren

Die meisten Kandidaten /-innen planen mindestens 12 bis 18 Monate für die Vorbereitung ein.

Tipps fürs Wirtschaftsprüferexamen

Die Durchfallquote liegt bei ca. 40 bis 50 Prozent. Um bei der anspruchsvollen Prüfung erfolgreich zu sein, solltest du 

  • frühzeitig planen,
  • realistische Lernpläne erstellen,
  • an Repetitorien teilnehmen und
  • Prüfungssituationen simulieren.

Darüber hinaus können auch die Tipps im Folgenden hilfreich sein.

Such dir Verbündete

Gerade zu einem späteren Zeitpunkt in der Lernphase kann es viel bringen, wenn du dir einen oder mehrere Lernpartner /-innen suchst und zum Beispiel in einer Lerngruppe lernst. Dann nämlich könnt ihr euch ideal gegenseitig testen!

Gönn dir Auszeiten

Aus deinem Job bist du gewohnt, Vollgas zu geben. Aber was im Berufsleben funktionieren mag, klappt beim Lernen nicht immer. Spätestens nach sechs Stunden solltest du deinem Gehirn Feierabend gönnen – und deinem Körper Sport und Entspannung. Sorgen, dass du dadurch Zeit verlierst, musst du dir keine machen – im Gegenteil. Denn dein Kopf arbeitet weiter und kann sich das Gelernte viel besser merken, wenn er sich zwischendurch regenerieren kann.

Trainiere deine mentale Stärke

Das mag jetzt vielleicht zunächst etwas abgedreht klingen, aber wem es gelingt, in der Prüfungssituation seine Nerven zu behalten und Prüfungsstress zu vermeiden wird mit viel höherer Wahrscheinlichkeit ein erfolgreiches Examen machen. Spezielle Kurse bereiten dich deshalb auch darauf vor, selbst unter dem enormen Druck der Abschlussprüfung gelassen zu bleiben.

Das Steuerberater-Examen

Jeder Prüfungsteil, den du aufgrund deiner Vorbildung aus dem Wirtschaftsprüferexamen streichen darfst, erhöht deine Chancen, zu bestehen. Deshalb solltest du dir überlegen, ob du zuvor das leichtere Steuerberater-Examen ablegst, dass dir später die Prüfungen zum Steuerrecht erspart. Wenn du außerdem noch ein fachspezifisches Masterstudium absolviert hast, musst du im besten Fall nur noch zwei von sieben Examensklausuren schreiben.

Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater: Wo liegt der Unterschied?

Merkmal Wirtschaftsprüfer /-in Steuerberater /-in
Hauptaufgabe Jahresabschlussprüfung Steuerberatung, -erklärung
Zugangsvoraussetzungen WP-Examen Steuerberaterprüfung
Prüfungskomplexität sehr hoch hoch
Berufsrechte umfangreicher (inkl. Prüfungspflichten) beschränkt auf Steuerberatung

FAQ: Häufige Fragen

Wie oft kann man das WP-Examen wiederholen?

Maximal zwei Wiederholungen sind erlaubt. Du hast also insgesamt drei Versuche.

Wie lange dauert die Vorbereitung?

Die Vorbereitung ist sehr umfangreich und zeitintensiv, du solltest also wirklich frühzeitig anfangen und lieber mehr Zeit einplanen. Zwischen zwölf und 24 Monaten, je nach beruflicher Auslastung solltest du auf jeden Fall einkalkulieren.

Ist das Wirtschaftsprüferexamen wirklich so schwer?

Ja, das Wirtschaftsprüferexamen zählt zu den anspruchsvollsten Prüfungen im wirtschaftlichen Bereich. Sorgfältige und frühzeitige Vorbereitung ist der Schlüssel zum Bestehen.

Das Wirtschaftsprüferexamen im Überblick

  • Das WP-Examen zählt zu den schwierigsten Berufsexamen in Deutschland. Es besteht aus vier schriftlichen Klausuren (u. a. in BWL, Steuerrecht, Wirtschaftsrecht) und einer mündlichen Prüfung mit Fachgespräch und Präsentation.
  • Um zum Examen zugelassen zu werden, brauchst du in der Regel ein wirtschaftswissenschaftliches Studium, mindestens drei Jahre relevante Berufserfahrung oder alternativ den Steuerberater mit zusätzlicher Praxis.
  • Die Vorbereitung dauert typischerweise zwölf bis 18 Monate. Viele Kandidaten /-innen nutzen dafür Vorbereitungskurse (z. B. Knoll, WLW), Altklausuren und Fachliteratur sowie Lernpläne und Prüfungscoachings.
  • Die Durchfallquote liegt bei 40 bis 50 Prozent. Erfolgreich ist, wer frühzeitig und strukturiert lernt, realistische Ziele setzt und simulierte Prüfungen absolviert.
  • Wer das Examen besteht, darf gesetzliche Abschlussprüfungen durchführen und hat exzellente Berufsperspektiven mit hohne Gehaltsaussichten.

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