Zweitstudium – Was du dabei beachten musst!

Tiziana Sepe

Zweitstudium Abschluss

Viele Studierende in Deutschland entscheiden sich nach ihrem Hochschulabschluss für ein Zweitstudium. | Foto: Vasyl Dolmatov/Getty Images

Zweitstudium: Chancen und Herausforderungen

Ein Zweitstudium ist für viele ein bewusster Schritt – weg von der einmal eingeschlagenen Laufbahn, hin zu neuen beruflichen Zielen oder persönlichen Interessen. Ob aus dem Wunsch nach beruflicher Neuorientierung, fachlicher Spezialisierung oder aufgrund neu entdeckter Leidenschaften: Ein Zweitstudium kann aus vielen Gründen eine attraktive Option sein, sich weiterzuentwickeln. Doch ein Zweitstudium will gut überlegt sein, denn es bringt Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Gründe, die dafür sprechen, die Vor- und Nachteile sowie wichtige Aspekte, die dir bei der Entscheidung und Bewerbung für ein Zweitstudium helfen können.

Was ist ein Zweitstudium überhaupt?

Wenn du dich nach dem erfolgreichen Abschluss eines Hochschulstudiums für ein Zweitstudium entscheidest, bist du in Deutschland damit nicht allein. Ein Zweitstudium ist gar nicht so ungewöhnlich. Die drei beliebtesten Studiengänge für ein Zweitstudium waren hierbei Informatik, Wirtschaftswissenschaften und Mathematik.

Häufig kommt es bei der Begrifflichkeit Zweitstudium zu Verwirrungen. Ist die Wahl eines Master-Studiengangs jetzt auch ein Zweitstudium, weil das ja quasi das zweite Studium nach dem Bachelor-Abschluss ist? Ganz klares Nein! Ein Zweitstudium stellt ein weiteres grundständiges Studium dar, welches erst nach dem erfolgreichen Abschluss eines vorhergehenden grundständigen Studiums aufgenommen wird. Auf diese Weise lässt es sich klar vom postgradualen Studium unterscheiden, welches auf ein grundständiges Studium aufbaut. In den meisten Fällen handelt es sich bei grundständigen Studiengängen um Studiengänge, die mit einem Bachelor-Grad abschließen, und bei postgradualen Studiengängen um solche, die du mit einem Master-Abschluss beendest.

Gründe für ein Zweitstudium

Du hast bereits einen Studienabschluss in der Tasche, warum also nochmal von vorne anfangen und ein Zweitstudium starten? Dafür kann es gute Gründe geben: 

  1. Berufliche Neuorientierung: Dein erster Studienabschluss liegt schon eine Weile zurück und du möchtest deinen Karriereweg ändern oder in ein ganz neues Fachgebiet einsteigen – ein Zweitstudium eröffnet dir neue berufliche Perspektiven.
  2. Spezialisierung und fachliche Vertiefung: Ein Zweitstudium kann gezielt dazu dienen, dein erstes Studium zu ergänzen, z. B. durch ein Jurastudium nach einem Politikstudium oder Informatik nach BWL.
  3. Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Durch die Kombination von zwei Studienabschlüssen hebst du dich von anderen Bewerber:innen ab und erweiterst deine Einsatzmöglichkeiten.
  4. Persönliches Interesse oder Leidenschaft für ein Fach: Nicht immer steht der Beruf im Vordergrund: Viele beginnen ein Zweitstudium aus echtem Interesse an einem Thema, das sie im Erststudium nicht verfolgen konnten
  5. Vorbereitung auf Selbstständigkeit oder Interdisziplinarität: Wenn du dich z. B. selbstständig machen willst oder in einem Bereich arbeitest, der Kenntnisse aus mehreren Disziplinen erfordert (z. B. Technik & Recht), kann ein Zweitstudium sinnvoll und strategisch klug sein.

Grundsätzlich lassen sich diese Gründe natürlich nicht verallgemeinern. Ob du Gründe für ein Zweitstudium hast oder ob das für dich keine Option ist, hängt von deiner ganz individuellen Lebenssituation  ab.

Zweitstudium: Das sind die Vor- und Nachteile

Ob ein Zweitstudium etwas für dich ist, hängt natürlich auch davon ab, welche Argumente dafür und welche dagegen sprechen. Hier haben wir dir einige Vor- und Nachteile zusammengestellt:

Vorteile Nachteile
✔️ berufliche Neuorientierung oder Umstieg ❌ Kosten und Finanzierung (häufig kein BAföG, evtl. Studiengebühren)
✔️ höhere Qualifikation und Wettbewerbsfähigkeit zeitlicher Mehraufwand (weitere 3–5 Jahre Studium)
✔️ Erweiterung oder Ergänzung vorhandener Kompetenzen eingeschränkter Zugang bei NC-Fächern
✔️ mehr Selbstbestimmung und Motivation durch bewusste Studienwahl sozialer Druck / Altersunterschiede im Umfeld möglich
✔️ Vorteil bei interdisziplinären Berufsfeldern (z. B. Wirtschaft + IT) unklarer beruflicher Mehrwert ohne strategische Planung

Was du bei deiner Bewerbung für ein Zweitstudium wissen musst

Grundsätzlich gelten für Erst- und Zweitstudienbewerber bei der Bewerbung dieselben Voraussetzungen. Für Zweitstudienbewerber gibt es jedoch leider eine zusätzliche Hürde. Die Stiftung für Hochschulzulassung (Sfh), welche das Bewerberverfahren für bundesweit zulassungsbeschränkte Studiengänge zentral regelt, sieht für Zweitstudienbewerber /-innen lediglich drei Prozent der zu vergebenden Studienplätze vor. 

Bundesweit zulassungsbeschränkt sind derzeit die Studiengänge Human-, Tier- und Zahnmedizin, Pharmazie sowie Lebensmittelchemie. Auch ein Großteil der deutschen Hochschulen vergibt bei örtlich zulassungsbeschränkten Studiengängen lediglich zwischen zwei und vier Prozent der Studienplätze an Zweitstudienbewerber. Dies lässt sich damit begründen, dass Studienbewerber und -bewerberinnen, die noch nicht die Chance hatten, einen Studiengang abzuschließen gegenüber denjenigen, die bereits einen Hochschulabschluss haben, bevorzugt werden sollen. Handelt es sich bei deinem Wunschfach für das Zweitstudium um einen NC-freien Studiengang, hast du mit der Zwei-bis-Vier-Prozent-Hürde zum Glück nicht zu kämpfen.

Beispiele für eine Begründung für einen Zweitstudium-Antrag

Wenn du für deinen Antrag für ein Zweitstudium ein Motivationsschreiben benötigst, haben wir hier ein mögliches Beispiel für dich, das dir beim Verfassen helfen kann:

Während meines Biologiestudiums habe ich mich intensiv mit den molekularen Grundlagen des Lebens beschäftigt, insbesondere im Bereich der Zellbiologie und Genetik. Im Rahmen eines Praktikums in der medizinischen Forschung erkannte ich, dass ich mein Fachwissen nicht nur im Labor einsetzen möchte, sondern in der direkten Arbeit mit Patientinnen und Patienten. Die Fähigkeit, naturwissenschaftliches Verständnis mit praktischer Anwendung zu verbinden, motiviert mich zu einem Zweitstudium der Humanmedizin. Ich sehe darin die Chance, meine vorhandenen Kompetenzen aus dem Biologiestudium sinnvoll zu nutzen und mich beruflich wie persönlich weiterzuentwickeln.

Der berufliche Mehrwert ergibt sich aus der Verbindung beider Studienrichtungen: Als zukünftiger Arzt mit biowissenschaftlichem Hintergrund kann ich Forschungsergebnisse besser einordnen und in der patientennahen Arbeit anwenden. Diese Kombination betrachte ich als bedeutenden Beitrag für eine wissenschaftlich fundierte, aber menschlich zugewandte Medizin.

Wie du deine Chancen verbesserst

Unabhängig davon, dass du dir deiner Gründe für das Angehen eines Zweitstudiums für deine eigene Motivation und Zielsetzung bewusst sein solltest, schadet dies auch für deine Bewerbung nicht. Mithilfe eines Motivationsschreibens, in welchem du überzeugend und eindrücklich deine Beweggründe darlegst, kannst du deine Chancen, zu einem der wenigen Studienplätze zugelassen zu werden, erheblich steigern.

Die Stiftung für Hochschulzulassung verwendet hierbei ein bestimmtes Punktesystem, auf welches auch die Mehrheit der Hochschulen zurückgreift. Je nachdem, wie deine persönliche Motivation für ein Zweitstudium aussieht, werden Punkte vergeben. Je höher deine Punktzahl ist, desto größer sind deine Chancen auf einen Studienplatz.

Berufliche Gründe

Grundsätzlich wird zwischen beruflichen, wissenschaftlichen und sonstigen Gründen unterschieden. Innerhalb dieser drei Kategorien kommt es zu weiteren Unterteilungen.  
Neun Punkte bekommst du, wenn du zwingende berufliche Gründe für das Aufnehmen eines Zweitstudiums anführen kannst. Diese liegen vor, wenn du einen Beruf anstrebst, der unumgänglich nur mit dem Absolvieren eines weiteren Studiengangs zu erreichen ist. Laut der Stiftung für Hochschulzulassung ist dies für das Wintersemester 2018/2019 für folgende Berufsbilder der Fall:

  • Kieferchirurg (Studium der Medizin und der Zahnmedizin)
  • Stabsapotheker der Bundeswehr (Studium der Pharmazie und der Lebensmittelchemie)
  • Ordensgeistlicher (Studium der Theologie und des Lehramts)

Sieben Punkte erhältst du für besondere berufliche Gründe, wenn du begründen kannst, dass ein Zweitstudium eine sinnvolle Ergänzung zu deinem im Vorhinein studierten Fach darstellt und du so deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich steigern kannst. Vier Punkte werden dir für sonstige berufliche Gründe zugeteilt, welche bestehen, wenn du lediglich deswegen für ein Zweitstudium argumentierst, weil du dein Tätigkeitsfeld auf sinnvolle Art erweitern möchtest.

Wissenschaftliche Gründe

Siehst du deine Zukunft in der wissenschaftlichen Tätigkeit, kannst du in deinem Motivationsschreiben wissenschaftliche Gründe nennen, um für deine Zulassung zum Zweitstudium zu argumentieren. Ganz wichtig zu beachten ist hierbei, dass du dafür allerdings bereits in der Wissenschaft tätig gewesen sein musst oder immer noch bist. 

Sieben Punkte bekommst du, wenn die wissenschaftlichen Gründe durch deinen bisherigen Lebenslauf belegt werden können. Neun Punkte erhältst du, wenn du bereits wissenschaftliche Leistungen erbracht hast, die von einem interdisziplinären Zugang durch ein zweites Fach enorm profitieren würden. Elf Punkte erlangst du, wenn das Zweitstudium deine Forschungen soweit vorantreiben würde, dass ein hohes öffentliches und allgemeines Interesse hierfür besteht.

Sonstige Gründe

Bis zu zwei Punkte können dann vergeben werden, wenn du nach einer Familienphase einen erneuten Berufseinstieg oder eine Neuorientierung planst.

Beim Schreiben deines Motivationsschreibens solltest du dir die ganze Zeit darüber bewusst sein, dass schlussendlich ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin deinen Text liest, der neben deinem noch viele weitere Bewerbungsschreiben an einem Tag liest. Du solltest dir also Mühe geben, deine Beweggründe für ein Zweitstudium möglichst stringent und überzeugend darzustellen und solltest vermeiden, Standardfloskeln zu verwenden.

Was du noch wissen solltest

An den meisten Hochschulen fließt neben deinem Motivationsschreiben außerdem die Endnote deines zuletzt abgeschlossenen Studiums mit in die Bewertung ein. Je nachdem, wie gut oder schlecht dein Abitur war, dessen Endnote bei der Erststudienbewerbung als Kriterium gilt, kann diese Regelung Fluch oder Segen sein. Wenn du zu deinem Wunschzweitstudium zugelassen worden bist und dein zweiter Studiengang eine verwandte Fachdisziplin zu deinem ersten Studiengang darstellt, solltest du darauf achten, ob du dir beispielsweise Grundlagenvorlesungen aus deinem Erststudium für dein Zweitstudium anrechnen lassen kannst. So kannst du dir eine Menge Zeit sparen!

In einigen Bundesländern werden von Langzeit- und Zweitstudierenden erhöhte oder zusätzliche Studiengebühren pro Semester erhoben. Dies ist in Baden-Württemberg (500 Euro), Bremen (500 Euro), Niedersachsen (500 Euro), Rheinland-Pfalz (650 Euro), Sachsen (500 Euro), Sachsen-Anhalt (500 Euro), Thüringen (500Euro) und im Saarland (bis zu 500 Euro) der Fall. Dieser finanzielle Aspekt sollte dir vor der Entscheidung für ein Zweitstudium klar sein, da es außerdem sehr schwierig ist BAföG im Zweitstudium zu bekommen. Um für die Kosten eines Zweitstudiums aufzukommen, wären ein Teilzeitstudium oder ein berufsbegleitendes Fernstudium gute Möglichkeiten, um trotz Studium noch arbeiten und Geld verdienen zu können. Ein Vorteil hier ist, dass du beispielsweise  im Falle eines Fernstudiums die daraus resultierenden Fernstudium-Kosten von den Steuern absetzen könntest. 

Mögliche Alternativen zum Zweitstudium

Allein die Tatsache, dass die Zeit an der Uni eine sehr schöne Zeit ist und du durch ein Zweitstudium deinen Aufenthalt an dieser verlängerst, könnte schon ausschlaggebend genug sein, damit du dich für ein Zweitstudium entscheidest. Jedoch sollte dir auch klar sein, dass eine hohe Eigenmotivation vonnöten ist, um noch einmal ein ganz neues Studium zu beginnen, nachdem du bereits viel Zeit und Energie in einen Hochschulabschluss investiert hast, und viele deiner Kommilitonen /-innen vielleicht schon ins Berufsleben starten.

Solltest du merken, dass deine Motivation doch nicht allzu groß und langfristig ist, könnten auch Weiterbildungen der Industrie- und Handelskammer, Seminare von Stiftungen, praktische Weiterbildungsangebote von Unis, Online-Kurse oder MOOCs eine Alternative für dich sein, um dein Wissen und deine Kompetenzen zu erweitern und so den Weg in eine bestimmte Berufsbranche zu finden.

FAQ: Häufige Fragen

Wann ist es ein Zweitstudium?

Ein Zweitstudium liegt vor, wenn nach einem ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss (z.B. Bachelor, Diplom oder Staatsexamen) ein weiteres grundständiges Studium aufgenommen wird. Es handelt sich also um ein zweites Studium, das auf einen bereits abgeschlossenen ersten Hochschulabschluss folgt, und nicht um ein weiterführendes Studium wie einen Master.

Was zählt alles als Zweitstudium?

Als ZWeitstudium zählt ein zweites grundständiges Studium, das nach einem ersten Hochschulabschluss erfolgt. Die Voraussetzung für ein Zweitstudium ist also auf jeden Fall ein abgeschlossenes Erststudium. Ein Student oder eine Studentin, der oder die sein oder ihr Studium abbricht und ein zweites aufnimmt, absolviert somit also nicht autoamtisch auch ein Zweitstudium.

Wie sinnvoll ist ein Zweitstudium?

Wie sinnvoll ein Zweitstudium ist, hängt von deiner individuellen Lebenssituation ab. Ein Zweitstudium kann sehr sinnvoll sein, wenn es gezielt zur beruflichen Neuorientierung, fachlichen Ergänzung oder persönlichen Weiterentwicklung genutzt wird. Es erfordert jedoch eine realistische Einschätzung von Aufwand, Kosten und Nutzen. Wenn du klare Ziele verfolgst und einen strategischen Mehrwert erkennst, profitierst du langfristig davon – fachlich wie persönlich.

Das Zweitstudium im Überblick

  • Klare Motivation und Zielsetzung: Ein Zweitstudium sollte auf einer bewussten Entscheidung beruhen – z. B. zur beruflichen Neuorientierung, Spezialisierung oder aus persönlichem Interesse.
  • Eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten: In der Regel gibt es kein BAföG mehr; je nach Bundesland können zusätzliche Zweitstudiengebühren anfallen.
  • Zulassung kann erschwert sein: Bei Fächern mit Numerus Clausus gelten besondere Bedingungen: Es braucht oft eine überzeugende Begründung für das Zweitstudium (beruflicher Nutzen + fachlicher Zusammenhang).
  • Strategischer Mehrwert entscheidend: Ein Zweitstudium lohnt sich besonders dann, wenn es das Erststudium sinnvoll ergänzt oder die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht.
  • Hoher Aufwand, aber auch persönliche Bereicherung: Ein Zweitstudium bedeutet zusätzliche Studienjahre – bietet aber die Möglichkeit, mit reiferer Perspektive und gezielterem Interesse zu studieren.

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