Doppelstudium: Alles, was du darüber wissen musst

Ein Klon wäre beim Doppelstudium manchmal hilfreich | Foto: Thinkstock/Siphotography
Doppelstudium: Doppelt hält besser?
Ein Studium ist nicht genug? Dann hast du tatsächlich die Möglichkeit, ein Doppelstudium zu absolvieren. Was das genau bedeutet, welche Herausforderungen dabei auf dich zukommen und was du unbedingt beachten solltest, haben wir dir hier zusammengestellt.
Außerdem haben wir Erfahrungsberichte von Studierenden für dich, die gerade mitten in einem Doppelsstudium stecken und dir so ein paar Eindrücke aus der Praxis vermitteln können. So kannst du abwägen, welche Vor- und Nachteile ein solches Doppelstudium mit sich bringt und ob es für dich geeignet (und notwendig) ist.
Was ist ein Doppelstudium?
Unte reinem Doppelstudium versteht man das gleichzeitige Studium zweier eigenständiger Studiengänge mit dem Ziel, beide Abschlüsse unabhängig voneinander zu erwerben. Es kann innerhalb einer Hochschule als interner Doppelstudiengang oder an zwei unterschiedlichen Hochschulen als externer Doppelstudiengang erfolgen. Meist ist dafür eine Genehmigung der Hochschule(n) notwendig.
Wichtig dabei zu wissen: Doppelstudiengänge sind vom Zwei-Fach-Bachelor zu unterscheiden, bei dem zwei Fächer innerhalb eines Studiengangs kombiniert werden.
Doppelstudium: Wie groß ist die zeitliche Belastung?
Georg Sauerwein wirkt an diesem Vormittag etwas mitgenommen. "Gestern war meine Geburtstagsparty", sagt er und deutet mit leicht schmerzlichem Gesichtsausdruck auf seinen Kopf. Heute Morgen hat er die Theologievorlesung um acht Uhr ausnahmsweise ausfallen lassen. Jetzt hat er ein paar Stunden Zeit, um sich zu erholen. Dienstag, das ist in diesem Semester sein freier Tag. Er nutzt ihn allerdings nur selten zum Ausspannen: "Die freie Zeit brauche ich, um die Übungsblätter aus der Physik zu bearbeiten oder Stoff von Vorlesungen nachzuholen, die ich nicht besuchen konnte." Denn Georg Sauerwein studiert Physik im zweiten Semester des Masterstudienganges und parallel dazu katholische Theologie im fünften Fachsemester, beides an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Zwei Vorlesungen der Theologie konnte er in diesem Semester gar nicht besuchen, weil sie sich mit Physik überschnitten haben. "Da der Stoff für den Abschluss relevant ist, besorge ich mir die Bücher und hole ihn dann selbstständig nach", erklärt er. Dass er meist die ganzen Semesterferien mit Lernen beschäftigt ist, nimmt er in Kauf. "Mich interessieren Physik und Theologie so sehr, dass ich einfach beides studieren wollte."
Der 24-Jährige ist einer von rund 1.000 Studenten an der Münchener Universität, die sich für ein Doppelstudium entschieden haben. Anders als in Hamburg oder Berlin, wo man seine Eignung mit viel Papierkram belegen muss, gibt es an bayerischen Universitäten keine speziellen Hürden bei zulassungsfreien Studiengängen. Trotzdem sollte man seine Entscheidung gut prüfen, rät Robin Eisenreich, Studienberater im Fachbereich Politikwissenschaft der LMU: "Die zeitliche Belastung ist sehr hoch, vor allem in Prüfungszeiten", warnt er. "Einen Nebenjob kann man in der Regel nicht mehr unterbringen, man sollte also finanziell gut abgesichert sein."
Tipp
Wer sich für ein Doppelstudium interessiert, sollte erst nur mit einem Studienfach beginnen, um dann einzuschätzen, ob er nebenher noch Kapazitäten für ein zweites Studienfach hat.
Was ist bei einem Doppelstudium wichtig?
Auch die Münchener Studentin Mona Bergmann hat zunächst mit einem Fach begonnen. Erst nach ihrem zweiten Bachelor-Semester in Europäischer Ethnologie hat sie sich für einen zweiten Bachelorstudiengang in Politik entschieden. "Europäische Ethnologie hat mich schon immer interessiert, aber ich habe festgestellt, dass mir der politische Aspekt total fehlt", erklärt sie. Bei zwei Bachelorstudiengängen muss sie jetzt vor allem auf gute Organisation achten: Ihre Kurse wählt sie so aus, dass sie sich einerseits zeitlich nicht überschneiden und dass andererseits am Semesterende das Verhältnis zwischen Klausuren und Hausarbeiten ausgeglichen ist. "Mehr als zwei Hausarbeiten am Stück schafft man einfach nicht."
Mit ihren beiden Studienfächern erhofft sich die 23-Jährige auch bessere Berufschancen: "Interessieren würde mich die Arbeit beim Auswärtigen Amt oder bei der Europäischen Kommission", erklärt sie. Aber das ist noch weit weg. Im August möchte sie zunächst für ein Semester zum Auslandsstudium nach Peru – und vorher muss sie das Sommersemester mit rund 24 Semesterwochenstunden und zwei Hausarbeiten über die Runden bringen. "Man darf im Doppelstudium absolut nichts schleifen lassen", weiß Mona Bergmann.
"Ich kann nicht sagen: Die Klausur hab ich nicht gut vorbereitet und schreibe sie nicht mit, oder: Den Kurs belege ich nicht, weil ich lieber Sport machen möchte. Dann wird es im nächsten Semester so stressig, dass man wahrscheinlich aufgibt." Mona Bergmann ist diszipliniert, verbringt, wenn es sein muss, Abende am Schreibtisch, anstatt sich mit Freunden und Freundinnen zu treffen. Und sie musste ein interessantes Praktikum in London absagen, weil es sich mit mehreren Klausuren überschnitten hat. Ganz so stressig hat sie sich ihr Studium ursprünglich nicht vorgestellt. "Am Anfang hab ich gedacht: Wenn es dir zu viel wird, hörst du auf", gibt sie zu. "Aber jetzt funktioniert es ganz gut und ich weiß: Ich zieh das durch!"
Worauf sollte ich achten?
Ein Doppelstudium ist eine Herausforderung und verlangt von dir, dass du auf einige Dinge achtest:
- Zeitmanagement und Belastung: Zwei Studiengänge gleichzeitig erfordern eine sehr gute Selbstorganisation und ein realistisches Einschätzen der eigenen Belastbarkeit.
- Studienverlaufspläne abstimmen: Die Stundenpläne und Prüfungszeiten beider Studiengänge sollten möglichst gut aufeinander abgestimmt sein, um Überschneidungen zu vermeiden.
- Genehmigungspflicht: Viele Hochschulen verlangen einen Antrag auf Doppelstudium, bei dem die Motivation und Machbarkeit dargelegt werden müssen.
- Unterschiedliche Prüfungsordnungen: Jeder Studiengang hat seine eigenen Regeln – z. B. in Bezug auf Prüfungsfristen, Wiederholungen oder Anwesenheitspflichten.
- Finanzierung und BAföG: Doppelstudierende sollten prüfen, ob und wie lange sie Anspruch auf BAföG haben, da sich durch das zusätzliche Studium die Regelstudienzeit ändern kann.
Wie du sehen kannst, ist ein Doppelstudium vor allem ein hoher Organisationsaufwand. Du musst zwei Studienordnungen aufeinander abstimmen, dabei die Regelstudienzeit sowie alle wichtigen Fristen und Prüfungen im Blick haben und gleichzeitig einen hohen Mehraufwand beim Lernen stemmen.
Was sind die Vor- und Nachteile?
Ein Doppelstudium ist generell die Ausnahme, nicht die Regel. Und das hat Gründe, denn ein Doppelstudium bringt nicht bloß Vorteile mit sich. Wäge daher sorgfältig ab, welche Aspekte für dich besonders relevant sind und ob die Vor- und Nachteile eines Doppelstudiums überwiegen. Letztlich ist es natürlich eine ganz individuelle Sache, ob ein Doppelstudium für dich geeignet ist oder nicht.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
✔️ Erweiterte Qualifikation: Zwei Abschlüsse steigern die beruflichen Chancen. | ❌ Hohe Belastung: Doppelter Lern- und Prüfungsaufwand. |
✔️ Vielfältige Perspektiven: Kombination unterschiedlicher Fachrichtungen fördert interdisziplinäres Denken. | ❌ Weniger Freizeit: Kaum Zeit für Nebenjobs, Hobbys oder Erholung. |
✔️ Bessere Flexibilität im Arbeitsmarkt: Mehr Einsatzbereiche nach dem Studium. | ❌ Längere Studiendauer möglich, besonders bei unkoordinierten Studienverläufen. |
✔️ Persönliche Weiterentwicklung: Fördert Organisation, Disziplin und Selbstständigkeit. | ❌ Organisatorischer Aufwand: Stundenpläne und Prüfungen koordinieren ist oft schwierig. |
✔️ Möglichkeit zur Spezialisierung oder Ergänzung: Ein zweites Fach kann das erste sinnvoll ergänzen (z. B. BWL + Informatik). | ❌ Eingeschränkter BAföG-Anspruch: Finanzielle Förderung kann problematisch werden. |
Doppelstudium: Diese Tipps helfen
Damit du den Aufwand, den ein Doppestudium mit sich bringt, leisten kannst, haben wir hier ein paar Tipps zusammengestellt. Wichitg ist aber, dass du dir schon im Vorfeld bewusst bist, dass ein Doppelstudium kein Spaziergang ist. Überlege dir daher gut, ob du diese Belastung stemmen kannst und möchtest und vor allem, ob es sich wirklich lohnt. Wenn du dir sicher bist, dass ein Doppelstudium das Richtige für dich ist, kannst du auf diese Tipps zurückgreifen:
- Frühzeitig planen: Erstelle zu Beginn einen strukturierten Zeitplan mit Modulen, Prüfungen und Abgabeterminen beider Studiengänge, idealerweise für mehrere Semester im Voraus.
- Prioritäten setzen: Setze klare Schwerpunkte in Phasen hoher Belastung (z. B. Prüfungszeiten) und überlege, welcher Studiengang in bestimmten Semestern Vorrang haben soll.
- Beratungsangebote nutzen: Nimm regelmäßig die Studienberatung oder Fachstudienberatung in Anspruch. Sie kann bei Stundenplanabstimmungen und Ausnahmen helfen.
- Synergien nutzen: Wähle – wenn möglich – Studiengänge mit inhaltlichen Überschneidungen oder ähnlicher Methodik, um Aufwand zu reduzieren (z. B. Statistik in beiden Fächern).
- Regelmäßige Pausen einplanen: Gönne dir bewusst Auszeiten, um Überforderung und Erschöpfung vorzubeugen. Langfristig hilft das, beide Studiengänge erfolgreich zu bewältigen.
Das Doppelstudium im Überblick
- Wie viele Studierende in Deutschland ein Doppelstudium belegen, lässt sich nicht genau sagen. Zwar gibt es Zahlen bei den statistischen Landesämtern, die Auflagen für die Erfassung von Studiengängen pro Student sind aber von Land zu Land so unterschiedlich, dass ein Vergleich nicht möglich ist.
- An der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität absolvieren von den insgesamt rund 48.000 Studenten rund 1.000 ein Doppelstudium.
- Wegen der strengen Auflagen im Hochschulgesetz gibt es in Hamburg und Berlin fast keine Doppelstudenten, in Nordrhein-Westfalen und Bayern ist ein Doppelstudium durchaus möglich. Wenn beide Studiengänge zulassungsbeschränkt sind, gibt es je nach Uni Sonderregelungen.
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